Fila Béla - Erdő Péter (szerk.): Teológus az Egyházben. Emlékkönyv Gál Ferenc 80. születésnapja alkalmából - Studia Theologica Budapestinensia 12. (1995)
Erzbischof Josef Stimpfle: "Veritatis Splendor". - "Fel sin der Brandung"
Die Enzyklika betont mit Nachdruck, daß gewisse Verbote gerade solche Eingriffe in das Personganze ausschließen, die in besonderer Weise gegen die menschliche Würde verstoßen. Es sind „Verhaltensweisen, die niemals, in keiner Situation, eine angemessene — das heißt der Würde der Person entsprechende — Lösung sein können" (VS 52). Man nennt diese Verbote die negativen Gebote des Naturgesetzes. Manche Moraltheologen stellen ihre Gültigkeit für alle Menschen aller Zeiten in Frage oder leugnen sogar ihre Universalität und Übergeschichtlichkeit. Diese Auffassung ergibt sich aus der Verabsolutierung der menschlichen Freiheit, die angeblich durch solche Verbote eingeschränkt würde. Im Gegensatz dazu urteilt die Enzyklika mit eindeutiger Klarheit: „Die negativen Gebote des Naturgesetzes sind allgemein gültig: sie verpflichten alle und jeden einzelnen allezeit und unter allen Umständen. Es handelt sich in der Tat Verbote, die eine bestimmte Handlung semper et pro semper (immer und für immer) verbieten, ohne Ausnahme, weil die Wahl der entsprechenden Verhaltensweise in keinem Fall mit dem Gutsein des Willens der handelnden Person, mit ihrer Berufung zum Leben mit Gott und zur Gemeinschaft mit dem Nächsten vereinbar ist" (VS 52). Gewissen und Wahrheit Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Freiheit und Gesetz gipfelt in der heutigen Diskussion in der Frage nach dem Verhältnis von Gewissen und Wahrheit. Einseitige, irrige Auffassungen von der Beziehung zwischen Freiheit und Gesetz führen zu abwegigen, falschen Theorien über das Verhältnis zwischen dem Gewissen des einzelnen und der objektiven, allgemeingültigen Wahrheit: „In diesem Sinne führen die oben erwähnten kulturellen Strömungen... zu einer Auffassung vom sittlichen Gewissen als 'schöpferische' Instanz, eine Auffassung, die sich von der überlieferten Position der Kirche und ihres Lehramtes entfernt" (VS 54). Im Gewissen stellt sich der Mensch hier und jetzt die Frage: Was ist in dieser meiner konkreten Situation das wahre Gute, das ich tun soll? Was ist wirklich Böse, das ich meiden muß? Hier befindet sich der Mensch im Ernstfall des Einzelfalles. 54