Fila Béla - Erdő Péter (szerk.): Teológus az Egyházben. Emlékkönyv Gál Ferenc 80. születésnapja alkalmából - Studia Theologica Budapestinensia 12. (1995)
Erzbischof Josef Stimpfle: "Veritatis Splendor". - "Fel sin der Brandung"
Moralische Autonomie Manche gehen von vornherein von einem „mutmaßlichen Konflikt zwischen der Freiheit und dem Gesetz" (VS 35) aus. Sie lehnen die sittlichen Normen und Gesetze nicht grundsätzlich ab; diese werden jedoch nicht als hilfreiche Wegweiser für den Weg des sittlichen Lebens, sondern von vornherein als Bedrohungen und gefährliche Einschränkungen der Freiheit angesehen. Man kann von einer gewissen Allergie gegenüber dem Gesetz sprechen. Das Bestreben geht in die Richtung: möglichst viel Freiheit und möglichst wenig Gesetz. Auf diese Weise begibt man sich auf eine schiefe Ebene, die von der Wahrheit abgleiten läßt. Das Verhältnis von Freiheit und Gesetz Wird verzerrt. Ein überzogenes Autonomiebestreben des Menschen bleibt nicht nur bei einer zuweilen begreiflichen Reaktion gegen menschliche Gesetz stehen, sondern meldet Vorbehalte gegen die höchsten Normen, die geoffenbarten Gesetze Gottes und die fundamentalen Forderungen des natürlichen Sittengesetzes. Die radikalen Auffassungen der menschlichen Freiheit gehen so weit, daß die gottgegebenen Normen und Gesetze nicht nur abgewertet, sondern letztlich ausschaltet und abschafft werden. Die Freiheit wird nicht mehr verstanden als Offenheit für die Wahrheit der Normen, die für alle gilt; die Freiheit wird selbst zur Norm erhoben. Der Papst beschreibt derartige Verabsolutierungen der menschlichen Freiheit mit den Worten: „Solcher Art sind die Lehren, die den einzelnen oder sozialen Gruppen die Fähigkeit und Befugnis zuschreiben, über Gut und Böse zu entscheiden: Die Menschliche Freiheit könnte 'die Werte schaffen ' und würde einen Primat über die Wahrheit besitzen; ja, die Wahrheit würde sogar selbst als eine Schöpfung der Freiheit angesehen. Somit würde diese also eine solche moralische Autonomie beanspruchen, die praktisch ihre absolute Souveränität bedeuten würde" (VS 35). Solche Ansichten wurden auf philosophischem Gebiet vertreten. Der Philosoph Jean Paul Sartre ist ein Beispiel dafür. Nach ihm ist der Mensch sein eigener Schöpfer, der autonome Schöpfer seines (un)mo- ralischen Lebensstiles. Das heißt, einfach: »Ich bin mein eigener Herr; ich lasse mir von niemandem etwas sagen«. 48