Czopf Tamás: Die spezifisch christliche Gotteserfahrung - Studia Theologica Budapestinensia 8. (1994)

II. Zur Fragestellung

3. Das Problem der Sprache Auch das Problem der Sprache — das von manchen Sprachanalytikem heute als „das alle anderen Probleme überragende und verdeckende Prob­lem"10 artikuliert wird — ist eng mit der Erfahrungsfrage verbunden. „Sprache, auch Glaubenssprache wird ja 'sinnlos' (im sprachanalytischen Sinn), je weniger erkennbare Hinweise (welcher Art auch immer) sie auf wirkliche Erfahrungen des Menschen in seiner Welt enthält.".11 Aber Erfah­rung spielt nicht nur darin eine entscheidende Rolle, daß die Sprache, hier besonders die religiöse oder Glaubenssprache, überhaupt einen Realitäts­charakter erhält und nicht auf bloße Projektion oder Illusion reduzierbar ist, sondern als hermeneutische Erfahrung ist sie Schlüssel zum Verstehen von Texten, die auf ihre Weise ursprüngliche Erfahrungen festgehalten haben.12 Sprachlich tradierte „alte" Erfahrungen machen die alten Erfahrungen und neue Erfahrungen im Heute möglich, die erst das Verstehen des Tradierten ermöglichen. Dieses Bild der so in den Kategorien der Zeit und der Intersubjektivi- tät entstehenden „hermeneutischen Spirale" führt uns zum nächsten größeren Bereich, dem der Geschichte bzw. Geschichtlichkeit, die in den letzten hundert Jahren in den Mittelpunkt des philosophisch­theologischen Interesses geriet und vielleicht mehr als die Sprache — auch noch heute die größte Herausforderung für die Theologie ist. 4. Die Geschichtlichkeit „Die Geschichte ist der vorzügliche Ort, wo der Mensch unseres Kulturraumes heute die Frage nach dem Sinn seines Daseins stellt und damit, wenn überhaupt, Gott zu erfahren hofft."13 Aber genau von 10 W. Kem/W. Kasper, Atheismus, 24. 11 E. Schillebeeckx, Krise der Glaubenssprache, 323. 12 „Theologisch ist die hermeneutische Erfahrung von grundlegender Bedeu­tung. Ihre Sache erfährt die Theologie immer nur als bereits ins Wort ge­kommene, also interpretierte und sprachlich tradierte._ Die Überlieferung bewahrt, stellt dar und gibt weiter, was jemand erfuhr." /. D. v. Werdt, Theologie aus Glaubenserfahrung, 52. 13 Neues Glaubensbuch, 72. 15

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