Anton Millner: "Die Gefangenenseelsorge" - Studia Theologica Budapestinensia 1. (1990)

IV. Kapitel. Der Adressat der Arbeit des Seelsorgers im Gefängnis - die Persönlichkeit des straffällig gewordenen Menschen

wo es sich als möglich erweist und notwendig ist - auch über den Tag der Entlassung aus der Haft hinausreichen. Im 10. Kapitel wird etwa ausführlicher auf den sogenannten "Verein für Integrations­hilfe" zu sprechen sein, der sich dieser Aufgabe verpflichtet weiss (Führung von Übergangswohnheimen, Hilfe bei der Arbeitsbes­chaffung). Gründer und Träger dieses Vereins ist die Gefangenense­elsorge Wien. Aus all dem Gesagten ergibt sich, in welch schwieriger Situation sich die Menschen befinden, denen der Seel­sorger im Gefängnis begegnet. Er hat in seiner Arbeit nicht nur im­mer diesen Umstand zu berücksichtigen, sondern - gemäss seinen Möglichkeiten - an einer strukturellen Verbesserung der Situation (Alternativen zur Freiheitsstrafe) mitzuwirken. 3. Schwiereigkeiten nach der Haftentlassung und Mög­lichkeit des Rückfalls Neben den vorhandenen psychischen Dauerschäden, von denen die Rede war, und den Mängeln des Strafvollzuges ergeben sich zusätzliche Probleme, die eine echte Resozialisierung vielfach vehindem. Die krasseste Form ist wohl jene, dass die Resozialisierung abgelehnt wird, da man sich zum a - und antisozialen (kriminellen) Leben entschlossen hat.1 Aber auch das Unverständnis und die Selbstgerechtigkeit der Umgebung, die unzureichende Hilfe amtlicher Stellen, das Fehlen einer Wohnung und des geeigneten Arbeitsplatzes, persönliche Vereinsamung und Misserfolge beim Versuch, in der Gesellschaft wieder Fuss zu fassen, begünstigen den Rückfall ins kriminelle Milieu.1 2 Der Weg in die goldene Freiheit mit dem Marschgepäck der Illusionen, Enttäuschungen, Befürchtungen und Erinnerungen 1. HARBORDT, Steffen: Die Subkultur des Gefängnisses, Stuttgart 1967, S. 41. 2. GAREIS, Balthasar - W1ESNET, Eugen: Gefängniskarrieren, Inssbruck - Wien - München/Würzvurg 1973, s. 171 f. 39

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