Anton Millner: "Die Gefangenenseelsorge" - Studia Theologica Budapestinensia 1. (1990)
IV. Kapitel. Der Adressat der Arbeit des Seelsorgers im Gefängnis - die Persönlichkeit des straffällig gewordenen Menschen
IV. Kapitel Der Adressat der Arbeit des Seelsorgers im Gefängnis - die Persönlichkeit des straffällig gewordenen Menschen Im folgenden Kapitel soll der Versuch unternommen werden - bei all der Bedingtheit und Vorläufigkeit, wie es die Beschreibung einer so vielfältigen und komplexen Institution eines Gefangenenhauses mit sich bringt - die Situation jener Menschen, mit denen es der Gefangenenseelsorger zu tun bekommt und wie er ihnen in Erfüllung seines Auftrages begegnet, darzustellen. Dies wird umso mehr von Bedeutung sein, als die pastorale Arbeit und die rechtliche Bestimmung derselben jene Realität im Blick haben muss, der sie konkret begegnet. Gerade im Hinblick auf die Sakramentespendung, auf die Hiführung und Vorbereitung dazu, auf den (im Gefängnis nicht selten geäuserten) Wunsch eines Gefangenen, in die Kirche einzutreten oder in sie wieder aufgenommen zu werden, scheint es notwendig, die Geschichte und das Schicksal der Betroffenen, soweit sich das tendeziell beschreiben lässt, in den Blick zu nehmen. 1. Die Ursachen des kriminellen Tuns a) Folgen der nicht funktionierenden Familie Die früheste Kindheit - einschliesslich der pränatalen Phase ist für die spätere Sozialistion des Menschen von entscheidender Bedeutung. Störungen in dieser Zeit müssen sich notgedrungen negativ für das spätere Leben auswirken. So tragen schon als Säuglinge ungeliebte 29