Folia Theologica 22. (2011)

Kránitz Mihály: Der Pluralismus der Religionen aus dem Gesichtspunkt der Mission

34 Mihály KRÁNITZ Jean Daniélou (1905-1974) ist der erste Theologe im Westen, der bezüglich der Religionen den Theologen der „Erfüllung" genannt wer­den kann. Vom Anfang der vierziger ganz bis zu den siebziger Jahren hat er darüber äusserst viel geschrieben.2 Daniélou betrachtet die re­ligiösen Traditionen der Welt aus dem Gesichtspunkt des Planes von Gott, der ihn in Jesus Christus für die Menscheit durchgeführt hat. In diesem Zusamenhang erhebt sich die Frage, was das Christentum den Religionen sagen kann, die es in der Vergangenheit getroffen hat, und mit denen es in den modernen Zeiten immer stärker in Verbindung steht. Die Hauptrichtung seines Denkens ist die Geschichtstheologie, in der sich Gott für die Menschen nach und nach offenbart. Immerhin beschränkt sich die Geschichtsphilosophie für Daniélou nur auf die jüdisch-christliche Tradition. Sie beginnt mit Gottes persönlicher Offenbarung, zuerst mit der Vermittlung von Israel, Abraham und Moses, dann wird sie in der Geschichte des erwählten Volkes fortge­setzt, zum Schluss erreicht sie seinen Höhepunkt in Jesus Christus, der seine Botschaft der Kirche anvertraut hat. All das, was in der Geschich­te vor Gottes persönlicher Offenbarung geschehen war, obwohl das im göttlichen Plan für die Menschheit schon zu finden war, können wir „prähistorisch" nennen. Derselbe Ausdruck kann für die anderen reli­giösen Erfahrungen verwendet werden, die wir ausser der jüdisch­christlichen Tradition, in den Religionen der Welt finden. Was ist aber in diesem Fall der genaue Wert der Religionen der Welt? In welchem Sinne bedeuten sie „Vorbereitung auf das Evangelium"? Daniélou macht einen Unterschied zwischen Natürlichem und Übernatürlichem beziehungsweise zwischen Religion und Offenba­rung. Die „nichtchristlichen Religionen" gehören zur Ordnung des na­türlichen Verstandes, und die jüdisch-christliche Offenbarung zur Ordnung des übernatürlichen Glaubens. In den Religionen der Welt, wie wir sie kennen, mischen sich die Wahrheit und die Lüge, das Licht und die Dunkelheit, die richtigen und unrichtigen Handlungen. Mit Ausnahme der drei monotheistischen Religionen - Judentum, Chris­tentum und Islam - sind die anderen Religionen menschliche Ausar­beitungen, die in der Ordnung der Natur von Gott gewonnen wurden. 2 Daniélou, J., Le Mystère du salut des nations, Paris 1946. Daniélou, J., Le Mystère de I'avent, Paris 1948. Daniélou, ]., Essai sur le mystère de l'histoire, Paris 1953. Daniélou, J., Les saints „païens" de l'Ancien Testament, Paris 1956. Daniélou, J., Mythes païens, mystère chrétiens, Paris 1966. Daniélou, J., La foi de toujours et l'homme d’aujourd'hui, Paris 1969.

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