Folia Theologica 21. (2010)

Török Csaba: Inkulturation. Möglichkeiten und Grenzen eines Paradigmas I.

INKULTURATION MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN ... 137 nalen Zielsetzung bedeuten44: Der ganze Prozess der Inkulturation wird beschritten, damit das Evangelium sich in das Leben einer neuen Lokalkirche einwurzelt, damit die Menschen das Heil erlangen. Wie kann man diesen großen Bogen zwischen dem Ausgangspunkt und dem Ziel spannen? Nach A. A. Roest Crollius kann man die Schrit­te in Analogie zur Enkulturation45 folgenderweise beschreiben: 1. Akkulturation: Die Übersetzung der evangelischen Botschaft - da­mit geht die Verkündigung des Wortes einher. 2. Inkulturation: Die Phase der Assimilation, die sich in zwei Rich­tungen abspielt: Die Kirche macht sich die Werte der lokalen Kul­tur zu eigen und die Lokalkirche (der lokale Klerus) passt sich gleichzeitig der Kultur an. 3. Aktive Reorientation: Der inkulturierte Glaube gibt der Kultur neue Impulse, neue Akzente.46 Damit beginnt die vom Christentum verursachte Entwicklung, die Umgestaltung der lokalen Kultur. Es gibt natürlich auch andere Annäherungen und Positionen, aber die oben zitierte Auffassung scheint uns am logischsten und syste­matischsten zu sein, denn sie integriert alle wesentlichen Schritte des Inkulturationsprozesses: Übersetzung (Dialog) - Assimilation - neue 44 Sie würde keinen Dialog, sondern bloß ein sinnloses Sprechen bedeuten. Der Dialog, die Kommunikation entsteht aus der Sprache, nicht aus dem Sprechen. Die Sprache ist nämlich ein „operatives System", indem sie eine bestimmte Motivation und Intentionalität besitzt. Man spricht nicht um des Sprechens willen, sondern dazu, dass man etwas sagt, etwas kommuni­ziert. Vgl. Babolin, S., Semiosi e comunicazione, Roma 1999. 208-212. Das gilt - mutatis mutandis - auch für die Inkulturation, die nichts anderes ist als eine essentielle und existentielle Kommunikation zwischen der Kirche, dem Glauben und der Welt. Ohne die konkrete und bestimmte Intentiona­lität wird sie zu einer Selbsttäuschung. 45 Die drei Schritte der Enkulturation sind die folgenden: 1) Einwachsen in die eigene Kultur; 2) Der Prozess wird nicht nur in der Kindheit, sondern auch später unaufhörlich fortgesetzt; 3) Die Enkulturation kann zu einer kreati­ven Umgestaltung der Kultur führen aufgrund ihrer zweifachen Dimen­sion: a) Passive Enkulturation: In der Kindheit wird man in die Kultur hineingesetzt, durch einen „conditioning process" (M. J. Herskovits); b) Ak­tive Enkulturation: Das erwachsene enkulturierte Individuum kann die Kultur ändern und weiterentwickeln. Siehe Roest Crollius, A. A., What is so new about lnculturation? A concept and its implications, 721-733. 46 J.-M. Elia spricht nachdrücklich von einer „radikalen Neuheit in neuen Kulturen." - Siehe Müller, K., Inkulturation, in Lexikon Missionstheologischer Grundbegriffe, 176-180,180.

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