Folia Theologica 21. (2010)
Török Csaba: Inkulturation. Möglichkeiten und Grenzen eines Paradigmas I.
138 Csaba TOROK Schöpfung.47 Nun wollen wir von diesen generellen Überlegungen zur Frage der theologischen Begründung dieses Paradigmas übergehen. II. Die theologische Begründund der Inkulturation In der theologischen Literatur finden wir viele Wege zur Begründung des Inkulturationsparadigmas. Es sind Modelle, die in Analogie zu durch die Bibel überlieferten Glaubensgeheimnissen die Inkulturation rechtfertigen und ihr eine Bahn brechen wollen. Die Begründungsmodelle sind die Schöpfung, die Fleischwerdung Gottes, das Paschaereignis und Pfingsten. 1. Inkulturation und Schöpfung48 49 Mehrere Theologen betrachten Gott selbst als Quelle der Vielfalt in der Welt. Diese Aussage basiert nicht nur darauf, dass Gott derjenige ist, der in seinem Schöpfungsakt die irdischen und himmlischen Wirklichkeiten voneinander getrennt und sie untereinander differenziert hat, sondern auch darauf, dass beim Turmbau in Babel, Gott selber die Sprachen der Menschen verwirrt hat. Dadurch entsteht der kulturelle Pluralismus, also der Kontext, der die Inkulturationsfrage ins Leben ruft. „Die Inkulturation der biblischen Botschaft wird notwendig durch die Ausdifferenzierung der Völker in Sprachen und Kulturen, reflektiert in Völkertafel und Sprachverwirrung in Gen 10f.“VJ Dieses Geschehen bedeutet einen wichtigen Meilenstein in der Heilsgeschichte: Adam und Eva haben im Namen der ganzen, noch undifferenzierten Menschheit das Urevangelium, die Urverheißung des Heils Gottes empfangen.50 Beim Turmbau von Babel zerfällt aber die Menschheit in Teile. Deswegen entsteht die Frage: Ist damit auch die Heilsgeschichte zerfallen? Wie kann eine so differenzierte Menschheit, die nicht einmal die Sprache des anderen versteht, mit der Heilsverheißung Gottes umgehen? 47 H. Rücker nach ist die Inkulturation nichts anderes als gerade diese „kontinuierliche Neuschöpfung." - Siehe Müller, K., Inkulturation, 180. 48 Siehe de França Miranda, M., lnculturazione della fede, 132-138. 49 Feldtkeller, A., Inkulturation. II. Biblisch-theologisch, in LThIC V. 505f, 505. 50 Siehe Gen 3,15.