Folia Theologica 20. (2009)

Bolberitz Paul: Monotheismus in der westlichen Philosophie

MONOTHEISMUS IN DER WESTLICHEN PHILOSOPHIE 39 Eriugena, Anselm von Canterbury, Albertus Magnus, den Heiligen Bonaventura und für den jüdischen und arabischen Denker ist es auch unbestritten, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Der Heilige Thomas von Aquin behauptet ganz einmütig mit den oben genannten Autoren, dass Gott im höchsten Grade Einer ist27. Was Gottes Einzigkeit (unicitas) betrifft: Gott ist nicht im Sinne ein­zig, wie wir einzig nennen die Exemplare der Seienden, die zu einer bestimmten Rasse (species) oder einem Geschlecht (genus) gehören (unitas individualitatis, unitas specifica). Er legt nämlich der Welt der Rassen und Geschlechter weit über. Wir können ihn nicht einmal so einzig nennen, wie wir das erste Glied in einer Zahlenfolge bezeichnen. Gottes Einzigkeit überschreitet auch die Welt der Zahlen. Gottes Ein­zigkeit ist „transzendente Einzigkeit", er ist das absolute Eine. In die­sem Zusammenhang bedeutet seine Einheit auch ganz wortwörtlich seine Einzigkeit. Die Einzigkeit Gottes wird von Thomas von Aquin auch im Summa Theologica bestätigt. Gott ist unendlich Volkommen. „Wenn es aber mehrere Götter gäbe, müssten sie sich irgendwie unterscheiden. Der eine würde also etwas besitzen, was der andere nicht hätte; es würde ihm demnach etwas fehlen und er wäre infolgedessen nicht mehr schlechthin vollkommen. Es kann also unmöglich, mehrere Götter ge­ben"28. Das teleologische Gottesargument deutet hin, dass der Grund der einheitlichen Weltordnung nur der einzige und vernünftige Gott sein kann. Wenn es mehrere Götter gäbe, könnte die Ordnung der Welt nur in dem Fall gesichert werden, wenn diese Götter die Tätigkeiten des anderen Gottes immer berücksichtigen würden. Dies würde bedeuten, dass sie in ihren Tätigkeiten voneinander hingen würden, und so wäre keiner von ihnen die absolute Wirklichkeit29. Die Endbedingung der Welt - der eine Gott - ist die einfache Wirk­lichkeit. Wenn es mehrere Götter gäbe, sollte jeder Gott über etwas (göttliche Natur) verfügen, wodurch in die bestimmte Rasse oder Ge­schlecht der Götter gehöre. Gleichzeitig müsste in jedem Gott auch was Vollkommenes da sein, was der einen von den anderen unterscheidet. In diesem Fall aber, anhand der gemeinsamen Natur und des indi­27 S. Th. I. q. 11, a. 4. 28 I. q. 11, a. 3. 29 I. q. 11, a. 3.

Next

/
Thumbnails
Contents