Folia Theologica 20. (2009)
Bolberitz Paul: Monotheismus in der westlichen Philosophie
MONOTHEISMUS IN DER WESTLICHEN PHILOSOPHIE 37 dekonstruktionierende Methode der postmoderner Richtungen (vgl. Dérida). Der Begriff der Absolute kommt in der Philosophiegeschichte als Attribut und Substantiv vor. Die Bedeutung der Absoluten, Bedingungslosen, zwangsläufigen Existenz war von der Antike bis zum Mittelalter im Denken vorhanden. Bemerkenswert ist es jedoch, dass es erst konkret im 15. Jahrhundert bei dem großen Philosoph und Theologe Nicolaus Cusanus erwähnt wird. Bei Cusanus bedeutet das Absolute der eine Gott des christlichen Monotheismus und bei ihm wird es zuerst zur philosophisch-metaphysischen Grundkategorie15. In seinen Schriften können wir im Zusammenhang mit Gott die folgende Attributen lesen: „absoluta maximitas", „entitás absoluta", „unitas absoluta"'6. Gott ist bei Cusanus die „Einheit der Gegensätze" (coincidentia oppositorum). So fällt bei ihm die Einheit und Dreifaltigkeit Gottes auf der Ebene der metaphysischen Transzendenz zusammen: „non est aliud absoluta unitas quam trinitas"17. Der kleinste und der größte - was in der Welt nicht gegeben ist - fallen zusammen und das Universum ist nur die Gleichheit (similitudo) des göttlichen Absoluten. In seinem Werk „Docta ignorantia" schreibt er, dass das Absolute kann nur „ohne Erfassung erfasst werden und es kann nur auf nicht benennbarer Weise genannt werden" (incomprehensibiliter intelligibile pariter et innominabiliter nominabile esse)18. Doch die Absolute ist jedoch das alles umgreifende (terminus universalis) und vollkommene Endziel (finis perfectissimus) des Menschen19. Das Absolute bei Cusanus ist der Inhalt des Monotheismus bedeutender Gott im abendländischen Philosophie, der „einzig und alles", bzw. „alles und einzig" ist (unus et omnia sive omnia uniter). Er ist, der alles umfasst (complicans), weil alles in Ihm ist. Gleichzeitig ist er, der alles entfaltet (explicans), weil er in alles darin ist20. Wir können von Cusanus lernen, wie man auf der Sprache der Metaphysik über das wahre absolute Absoluten sprechen kann. Doch wenn wir unseren Verstand der metaphysischen Auslegung und Spra15 Nicolaus von Cues: De docta ignorantia, I. 1, 2, 5; I. 5, 14. vgl. De visione Dei, cap. 11., Ende. 16 Ebd. I., 2, 6; I. 5, 24. 17 a. a. O. II., 7,127. 18 P. Wilpert: Die belehrte Unwissenheit (1964), 21. 19 Da docta ignorantia, I., 2,7. 20 Ebd. I. 24,75.