Folia Theologica 20. (2009)
Bolberitz Paul: Monotheismus in der westlichen Philosophie
36 BOLBERITZ, Paul Inhalt des Monotheismus (Gott, als Absolute) Es ist unbestritten, dass der Monotheismus nicht erst bei den religionsphilosophischen Diskussionen (im 18. Jahrhundert) erschienen ist, sondern der Inhalt des Monotheismus, also der eine Gott, als im metaphysischen Sinn die transzendentale Totalität, das Absolute schon früher: bei den Presokratianern als Urprinzip der Welt, bei Platon als die höchste Idee des an sich Guten, bei Aristoteles als der unbewegte Beweger. Das Christentum hat diesen metaphysischen Gottesbegriff bereichert, indem es - auf dem Fundament der Offenbarungen des Alten Testamentes - den Begriff des einzigen, persönlichen und schöpfenden Gottes hereingeführt hatte. Dieser Gott hat die Welt nicht nur geschaffen, sondern er unterhält und regiert sie, und beteiligt sie in seiner Vorsehung. Bei dem Heiligen Augustin bekommt die Glaube philosophische Verfassung: er nennt den Gott der Christen der höchsten Wahrheit (Summa Veritas). Scotus Eriugena nennt Gott mit der Sprache der Philosophie „die Natur was schafft, aber ungeschaffen ist". Anselm von Canterbury meint Gott sei „das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann". Thomas von Aquin, nach Augustin und Aristoteles nennt Gott als Verursacher und Endzweck der Welt. Der monotheistische Gottesbegriff des Scholastizismus im Renaissance und im Barocke reißt sich vom Gottesbegriff der Religion und gibt seinen Platz dem philosophischen Absoluten. Descartes - in seiner rationellen Anschauung - erläutert den Gottesbegriff von Anselm und bedingt ihn als dem vollkommensten Begriff. Pascal trennt scharf den biblischen einzigen Gott vom frostigen, unpersönlichen Gott der Philosophen. Spinoza nennt Gott als vollkommene Substanz. Die Aufklärung - wahrscheinlich nach dem statischen Pantheismus von Spinoza - bekleidet den wissenschaftlichen Verstand und die Natur mit den Merkmalen des Absoluten. Kant nennt es a priori die Idee des reinen Verstandes, Fichte bezeichnet es als absolutes Ich. Schelling nennt es Ureinheit, Hegel - laut seinem Panlogismus - spricht vom dialektisch entwickelnden, immanenten Absoluten, was er „Geist" nennt. K. Marx stellt die Thesen von Hegel ganz auf dem Kopf, und betrachtet die sich dialektisch entfaltende Materie als Absolutes. Der Gott der monotheistischen Religionen ist - zweifelsohne - absolut, wobei es je mehr von der Religion sich scheidet, desto leerer wird der metaphysische Begriff des Absoluten. Ein Beispiel dazu ist die