Folia Theologica 20. (2009)
Bolberitz Paul: Monotheismus in der westlichen Philosophie
MONOTHEISMUS IN DER WESTLICHEN PHILOSOPHIE 35 interpretiert den Monotheismus positiv. Er meint, der Monotheismus ist eine unabdingbare Phase der menschlichen Entwicklung. Er erlaubt sich noch die scharfe Anmerkung, den Monotheismus als langweilige Theismus („Monotono-Theismus") zu nennen9. Im französischen Sprachraum beschäftigte sich A. Comte mit dem Monotheismus. Er platziert das Phänomen des Monotheismus in die Theorie der „drei Stadien". Der Monotheismus ist im dritten Stadium, was ein Übergang zum metaphysischen Stadium, dessen Gipfel der von ihm gegründete positive Philosophie ist. J. S. Mill spricht vom Monotheismus, als Basis der Wissenschaftlichkeit. Der Monotheismus spricht, wie auch die Wissenschaft, vom einzigen Gott, vom einzigen Urgrund und vom einzigen Endziel10 11. Dilthey sieht, gleich zu Comte, verschiedene Stadien in der Geistesgeschichte der Menschheit. Eine Stufe soll die „monotheistische Metaphysik" sein". Was gab zuerst? Der Monotheismus oder der Polytheismus? Mit dieser Frage beschäftigte sich F. G. Frazer und Wilhelm Schmidt SVD12 Mönch. Er bewies nach seinen ethnografischen Forschungen, dass der Monotheismus schon früher bestand und der Polytheismus bloß dessen deformierte Form ist. S. Freud betont, dass die jüdische Religion am Anfang nicht monotheistisch war. Es hat sich nach einer ägyptischen Religion herausgebildet13. Im jüdischen Dialog taucht bei S. L. Steinheim die Frage des sogenannten „begreifenden Monotheismus" auf, was aber anders ist, als der Begriff bei Hegel, Fichte und Goethe. Er sagt: „Die Einheit Gottes soll mit der Einzigkeit Gottes vertauscht werden: das ist der wahre Inhalt des Monotheismus." Der Monotheismus soll man als die Weiterentwicklung des Polytheismus betrachten. Er sieht die Bedeutung des Monotheismus darin, dass es eine „geistliche Korrelation zwischen Gott und Mensch schafft."14 9 Fr. Nietzsche, Werke, hg. K. Schlechta (1954-56), 2,135. 10 J. St. Mill: Auguste Comte and positivism. Coll, works, hg. F. E. L. Priestley / Toronto / London 1969 / 261ff. 11 Fr. M. Müller, Coll, works 3 (London 1898) 75. 12 J. G. Frazer: The golden bough (London 1963). 13 W. Schmidt, a. O. (Lit. zu L). 14 H. Cohen: Die Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums (1919) 105. 429.