Folia Theologica 20. (2009)
Bolberitz Paul: Monotheismus in der westlichen Philosophie
34 BOLBERITZ, Paul Monotheismus sei keine Erfindung der Juden, sondern natürliche Form der Gottesglaube2. Der Begriff verbreitet sich dann schnell, auch in Schreibungen von D. Hume. Er schreibt: „die verschiedene semitische Religionen stehen auf dem Boden des Monotheismus"3. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Begriff durch die Werke von I. Kant - der die Schriften von D. Hume gelesen hat - auf dem europäischen Kontinent verbreitet hat. Kant, als er die Endgründe des „reinen Verstandes" erforscht, postuliert einen einzigen, höheren Substanz - in diesem Sinn verwendet er das Wort Monotheismus. Nach Kant ist dieser Begriff schon bekannt in Europa. Der Monotheismus wird als „Urform der Religionen" betrachtet, freilich nicht immer mit positivem Indiz. Goethe abwertet den Monotheismus. Er meint, der Monotheismus hat die Dichtkunst verarmt, der Polytheismus aber lieferte reiche Impulse4. Schleiermacher betont im Zusammenhang mit dem Monotheismus „die Abhängigkeit aller vergänglichen Seienden" von dem einzigen, höchsten und unendlichen Sein5. Fr. Schlegel meint, der Monotheismus sei der höchste Begriff und Grund der wahren Religion, doch er sagt auch, Monotheismus und Polytheismus seien kompatibel. Hegel stellt in seiner Religionsphilosophie den Monotheismus nicht mit dem Polytheismus, sondern mit dem Pantheismus in dialektischer Zwiespalt6. Er hält das Christentum für die vollkommenste Religion, weil Jesus Christus die monotheistischen und pantheistischen Religionen (durch sein Menschenwerden) in eine dialektische Einheit zusammenfasst. In der Enzyklopädie von Binzer und Krug (19. Jahrhundert) steht der Monotheismus als Gegensatz von Atheismus, Polytheismus und Pantheismus. Schelling betrachtet Gottes Einheit und Einzigkeit als Tautologie (Doppelaussage), zu gleicher Zeit aber als höchste Idee („wahre Idee Gottes"), in der ein „Unzahl von Fähigkeiten" existiert. So nennt er Gott: „werdende Gott" und „theogonische Prozess"7. Schoppenhauer hielt den Monotheismus für „substantielle Intoleranz"8. F. Nietzsche 2 Er meint, der Monotheismus sei nicht eine jüdische Erfindung. 3 D. Hume: The natural history of religion (1779). 4 Siehe I. Kant: Kritik der reinen Venunft, 612. 5 A. Carus: Ideen zur Geschichte der Menschheit, Nachgel. Werke, 6 (1809) 206. 6 Fr. Schlegel, Kritik A., hg. E. Behler 11 (1958) 24-25. 7 Fr. W. J. Schelling: Philosophie der Mythologie (1854) Werke, hg. K. Fr. Schelling (1856-61) 12-21ff. 8 J. Royce: Art. Monotheism, in. Encyclop. of religion and ethics, 193 / Edinburgh / New York / 817.