Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

98 KOCSIS, Imre Der Primat von Petrus bleibt auch in den weiteren Teilen des Evangeliums betont. Das kann schon sofort nach der Berufungserzäh­lung, in der Kafarnaumszene (1,21-39) beobachtet werden, in der wir über die Heilung der Schwiegermutter Simons und verschiedener Kranken und über das geheime Verschwinden Jesu lesen können: Je­sus kehrt ins Haus „des Simons" ein (1,29), und nachdem er Kafar- naum verlässt, machen Simon und sein Kreis sich auf die Suche nach ihm (1,36). Von besonderer Bedeutung ist der Abschnitt über die Aus­wahl der Zwölf (3,13-19). Auch hier steht Simon an erster Stelle. Und hier erwähnt Markus den Beinahmen, der ihm von Jesus gegeben wur­de. Von dieser Stelle an wird dieser Jünger fast immer Petrus genannt. Die einzige Ausnahme ist die Szene im Garten von Getsemani (14,37).2 Die Zahl zwölf ist offensichtlich nicht zufällig. Sie erinnert an die 12 Erzväter, bzw. an die 12 Stämme. Nach der zeitgenössischen Erwar­tung wird der Bund der 12 Stämme in der Zeit des Messias wieder hergestellt. Deshalb sind die 12 auserwählten Jünger Erzväter des zu erneuernden Israels, bzw. der neuen Messiasgemeinschaft. Bezüglich des Namens „Petrus" muss betont werden, das er ursprünglich nicht den Namen Simon ersetzt hat, sondern ein Beiname war, der die Funktion hatte, den besonderen Charakter, bzw. die Rolle des Jüngers hervorzuheben. Es ist hier angebracht, einige etymologische Bemer­kungen zu machen. Die Grundbedeutung des griechischen Substantivs Tléxpoç, das früher als Personenname nicht benutzt wurde, ist: Stein. Es sind aber natürlich viele Nuancen möglich, wie z. B. die Bedeutung „Edelstein".3 Im Hintergrund steht die aramäische Form nd’3, die im Talmud und in der Midrasch im Sinne von „Stein" erscheint, aber in den Schriften des Frühjudaismus (llQTgljob; 4QEnear 111,19)) kommt auch die Bedeutung „Fels" vor.4 Im Markusevangelium stellt sich nicht eindeutig heraus, in welchem Sinne der Name vom Evangelisten be­2 Es ist nicht ausgeschlossen, dass Jesus durch die Benutzung des Namens Simons seinen Jünger an den Freundschaftsbund erinnern möchte. Vgl. J. GNILKA, Petrus und Rom. Das Petrusbild in den ersten zwei Jahrhunderten, Freiburg 2002,143. 3 Vgl. GNILKA, Petrus, 144. 4 Zur Etymologie des Substantivs „kefa" vgl. O. CULLMANN, Iléxpoç, Kr|(p3ç, ThWNT VI (1959) 99-112, 100 Ebd., Petrus. Jünger - Apostel - Märty­rer, Zürich 21960, 12-13; J. A. FITZMYER, To Advance the Gospel. New Testa­ment Studies, New York 1981, 112-124; R. PESCH, Kr|cpSç, EWNT II (1981) 721-723; M. HENGEL, Der unterschätzte Petrus, Tübingen 2006, 31-37.

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