Folia Theologica 19. (2008)
Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments
PETRUS UND SEIN DIENST IN DER SCHRIFTEN 99 nutzt wird. Aber im Kontext der Auswahl der Zwölf ist die Bedeutung „Fels" (Grundfels) überhaupt nicht auszuschließen. Petrus kommt die Rolle eines besonderen Felsens zu in der neuen Gemeinschaft, die durch die Zwölf repräsentiert wird. Obwohl das Primat von Petrus im Markusevangelium durchgängig betont ist, ist es trotzdem nicht zu bezweifeln, dass auch er Mitglied der Gemeinschaft ist. Es ist interessant, dass außer der Zwölf auch kleinere Gruppen erwähnt werden: einerseits die erstberufenen Jünger, andererseits der Kreis der drei, die zu Zeugen besonderer Ereignisse geworden sind (Petrus, Jakobus und Johannes; 5, 37; 9,2; 14,33). Petrus gehört zu all diesen und steht an der Spitze aller Gruppierungen. Daneben tritt er häufig als Wortführer auf: er redet oder fragt im Namen seiner Mitjünger (8,29; 9,5; 10,28; 11,21). Das wichtigste Ereignis in bezug auf Petrus ist das Glaubensbekenntnis in der Umgebung von Cäsarea Philippi. Auf die Frage Jesu „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" - antwortet Petrus im Namen der Jünger: „Du bist der Messias" (8,29.) Es ist bemerkenswert, wie dicht, wie lapidar das Bekenntnis ist, im Gegensatz zu den Parallelenstellen, wo wir ausführlicher erörterte Formeln finden.5 Auch der Widerstand ist sehr aufschlussreich, den Petrus unmittelbar nach dem Glaubensbekenntnis im Zusammenhang mit der ersten Voraussage des Leidens zeigt. Die feste Antwort Jesu: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen" (8,33) zeigt, dass Simon noch nicht wirklich versteht, worin die Messianität Jesu besteht. Zum vollen Verständnis gelangt er erst nach Ostern, nachdem er seinen Meister auf dem Weg des Leidens begleitete und dem Auferstandenen begegnete. Von dieser Begegnung schreibt Markus im Grunde genommen nicht - 16,9-20 ist eine spätere Ergänzung -, setzt aber voraus, dass sie bekannt ist, und zwar im Bericht über das leere Grab. Nachdem der Engel die Tatsache der Auferstehung angekündigt hatte, sprach er die Frauen folgendermaßen an: „Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat." (16,7). Es ist auffällig, dass Petrus gesondert erwähnt wird, was als Anspielung auf seine besondere Rolle verstanden werden kann. Damit 5 „Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! (Mt 16,16)" - „Für den Messias Gottes" (Lk 9,20).