Folia Theologica 19. (2008)

Hegyi Márton: Internus homo - eigentliches Selbst

84 HEGYI, Márton selbst genügsamen Bewegungsdynamik des faktischen Lebens zufällt, welche zu explizieren die Aufgabe der »absoluten Ursprungswissenschaft vom Leben«17 ist. 3. „Das Letzte" in den frühen Freiburger Vorlesungen Ist aber die frühe Phänomenologie Heideggers genauso „selbstge­nügsam", wie das von ihm erschlossene faktische Leben? Um diese Frage beantworten zu können, muss eine genetische Untersuchung bestimmter Momente der heideggerschen Lebensphänomenologie un­ternommen werden, die vermutlicherweise auf „weltanschauliche" Deutungen des faktischen Lebens zurückzuführen sind. In meinem Aufsatz analysiere ich nur eines von diesen Grundelementen, und zwar die „Zugespitztheit des faktischen Lebens auf die Selbstwelt". Der Weltbegriff der Kriegsnotsemestervorlesung von 1919 ist terminol­ogisch noch nicht weiter differenziert. Heidegger spricht über „Welt" meistens im Sinne von „Lebenswelt" bzw. „Umwelt".18 Der Weltbe­griff erfährt ihre Aufgliederung erst im Wintersemester 1919/20. In der Vorlesung Grundprobleme der Phänomenologie wird die Welt als Inbe­griff von Umwelt, Mitwelt und Selbstwelt beschrieben. Die Konstella­tion ihrer wird in zwei sich voneinander scharf unterscheidenden Pas­sagen behandelt. Im § 7 werden unter dem Titel „Der Weltcharakter des Lebens" die Umwelt, Mitwelt und Selbstwelt als drei völlig gleich­rangige, einander durchdringende Sinnrichtungen voneinander ab­gegrenzt, aber keine von ihnen wird in eine bevorzugte Position ge­genüber den anderen gebracht; es wird nicht einmal die Frage nach einer möglichen Hierarchisierung der Umwelt, Mitwelt und Selbstwelt gestellt. Diese Fragestellung taucht erst in einem relativ kurzen, aber umso gewichtigeren Passus auf, der sich in zwei Paragraphen gliedert. Im § 13 führt Heidegger Phänomene und ontische Fakten auf, die eine zentrale Bedeutung der Selbstwelt andeuten: die Selbstbiographie, das Selbstgespräch, die Geschichtserzählung, das Tagebuch etc. Es ist be­merkenswert, dass zu diesen Selbstbesinnungsformen solche Beispiele angeführt werden, die auf einen religiösen Erfahrungszusammenhang zurückverweisen. Gleich am Anfang dieses Paragraphs sagt Heideg­17 GA 58,171. 18 Vgl. GA 56 /57, 73; 89; 91; 93.

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