Folia Theologica 19. (2008)
Hegyi Márton: Internus homo - eigentliches Selbst
INTERNUS HOMO - EIGENTLICHES SELBST 83 selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf [sic!] (des natürlichen Lebens) Ziehens« ist aber »keine erzwungene, geistreich erkünstelte Schwierigkeit, sondern bereits schon die Ausprägung eines Wesenscharakteristikums der Philosophie und der Wesensartung ihrer Methode, d. h. diese muß uns in den Stand setzen, die scheinbar unüberwindliche Zirkelhaftigkeit aufzuheben, aufzuheben dadurch, daß sie sie als notwendige, wesensgesetzliche unmittelbar einsehen läßt«.13 Aus dieser Grandsetzung der Phänomenologie als Ur(sprungs)wissenschaft des faktischen Lebens folgt unmittelbar die Analyse der Genesis der theoretisierenden Einstellung, die Heidegger als etwas vom Vortheoretischen Abgeleitetes ansieht. Die Abgeleitetheit der theoretischen Einstellung werde von der alltäglichen Erfahrung bestätigt: das »Umwelterleben« liege im »Wesen« des Lebens an und für sich, theoretisch dagegen seien wir nur in Ausnahmefällen eingestellt.14 Die theoretische Einstellung und die damit sich herausbildenden Wissenschaften seien dadurch ausgezeichnet, dass sie ein Lebensgebiet nicht vollzugsmäßig, sondern objektivierend thematisieren. Die wissenschaftliche Einstellung betrachte z. B. eine »blumenübersäte Wiese« nicht als etwas, »an der wir auf einer Maiwanderung entlanggehen«, sondern sie beschäftige sich damit »im Ausdruckszusammenhang botanisch-wissenschaftlicher Abhandlungen«.15 Die Wissenschaften »lassen sich für den Ansatz, Einsatz und den Vollzug und die Weise des Vollzugs ihres methodisch-erkennenden Verhaltens und Leistens einen gewissen Boden vorgeben; sie entwachsen einer faktischen Lebenswelt und der lebendigen Mannigfaltigkeit des in ihr dem faktischen Leben begegnenden«.16 Die Wissenschaften also, die die konkrete Logik eines einem bestimmten Erfahrungsboden in bestimmter Weise und Stufung entwachsenden Sachgebiets darstellen, seien immer von etwas „begründet", letztendlich vom faktischen Leben. Der Heideggersche Gedanke des Vorrangs der Faktizität gegenüber der theoretischen Einstellung ist im Wesentlichen nicht von der urchristlich-paulinischen Deutung des Lebens übernommen, sondern es ist rein phänomenologisch begründet. Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Rolle des „Ersten" in den frühen Freiburger Vorlesungen der Setzung und dem Entwurf einer 13 GA 56/57,16. 14 GA 56/57, 88. 15 GA 58, 65. 16 GA 58, 66; Hervorhebung im Original.