Folia Theologica 19. (2008)
Csernai Balázs: "Diener des höchsten Gottes sein" (Apg 16,17) - indirekte Verkündigung in Apg 16,16-40
36 CSERNAI, Balázs kommt es aber nicht auf die Ursache der Freilassung an - Paulus und Silas wurden schließlich durch Gott befreit -, sondern vielmehr auf die Art und Weise, wie dieselbe nach den Strategoi erfolgen soll, nämlich ganz geheim.45 Paulus und Silas wurden wegen ihrer dem Römischen fremden Gewohnheiten angeklagt. Nun hat Paulus die Möglichkeit46, sich als Römer vorzustellen und sein Bürgerrecht geltend zu machen (V 37f). Die Behörde hat nicht damit gerechnet, dass die als Juden angeklagten Missionare römische Bürger sind. Die Strategoi geben ihren Fehler zu und bestätigen das Recht der Missionare und das eigene Unrecht. So erweisen sich „die beiden als Juden misshandelten Boten Jesu Christi ... mit ihrem rechtlichen Denken gegenüber den auf ihr Römertum stolzen Philippern als die besseren Römer."47 Bessere Römer zu sein heißt: Sie halten sich - zumindest was die offiziellen Angelegenheiten betrifft - an die römischen Gewohnheiten, die die Strategoi missachten. Diese Gewohnheiten gelten aber für sie nicht als „non plus ultra" ihrer Motivation. Sie haben einen Herrn, in dessen Dienst sie stehen, für den sie arbeiten, der ihr Leben bestimmt. So haben sie neben den römischen auch christliche Gewohnheiten, einen eigenen Lebensstil. Christliche Gewohnheiten sind zwar unter den Römern alles andere als bekannt und eingeübt, dies heißt aber nicht, dass diese Gewohnheiten nicht auch Römer ausüben könnten. nicht geäußert hat, wieso tut sie es am nächsten Tag? Omerzu, Prozeß, 155 meint, dass „die Haft der Apostel von vornherein als vorübergehende coercitive Maßnahme verhängt wurde." 45 Zwar meint ein Teil der Exegeten (z. B.: Egger, Crucifixus, 132; Schneider, Apostelgeschichte II, 219; Haenchen, Apostelgeschichte, 480), Paulus und Silas seien aus Philippi ausgewiesen worden. Dass die Behörde die Missionare bittet, die Stadt zu verlassen, bedeutet aber keine rechtmäßige Ausweisung. Vgl. Omerzu, Prozeß, 157f. 46 Auf der Erzählebene ist die Frage, warum Paulus sein Bürgerrecht erst jetzt in Anspruch nimmt, nicht relevant. Zur Diskussion vgl. Omerzu, Prozeß, 159-163; Rapske, Paul, 129-134. 47 Eckey, Wüfried, Die Apostelgeschichte. Der Weg des Evangeliums von Jerusalem nach Rom. Bd 2. Neukirchen-Vluyn, 2000, 377.