Folia Theologica 19. (2008)

Csernai Balázs: "Diener des höchsten Gottes sein" (Apg 16,17) - indirekte Verkündigung in Apg 16,16-40

37 „DIENER DES HÖCHSTEN GOTTES SEIN" Fazit Die Philippiszene der Apg macht deutlich, dass nicht nur Juden, sondern auch Heiden als Feinde des Christentums auftreten können. In diesem Fall sind die Römer zwar nicht explizit christenfeindlich, sondern judenfeindlich. Da sie die beiden Gruppen nicht unterschei­den können, trifft ihre feindliche Gesinnung Christen wie Juden. Die Missionare werden als jüdische Aufrührer wahrgenommen und be­straft. Die besessene Sklavin ist die erste unter den Heiden, die die Mis­sionare richtig wahmimmt. Sie erkennt die durch die Missionare geb­rachte Gefahr für das Heidentum und will die Mission verhindern. Das erste öffentliche Auftreten der Missionare ist dementsprechend der Exorzismus. Dadurch wird die Überlegenheit des Christentums über die Wahrsagerei kundgetan. Die Einwohner können nur die negative Wirkung des Christentums wahmehmen: Besitzschädigung und An­griff auf die eigene unter dem Gewohnheitsaspekt wahrgenommene Religion. Nicht durch lange Reden beweisen die Missionare ihr Recht, son­dern durch ihr „sprechendes" Verhalten. Man kann Folgendes von christlicher Lebensweise festhalten: Christliche Existenz ist zuerst befre­ite und deswegen befreiende Existenz, besonders wenn es um religiösen Missbrauch der Menschen geht. Dazu gehört auch die Aufdeckung und Entlarvung jeglicher Art von Unheil, wie in diesem Fall der Aus­beutung der Sklavin. Die Befreiung erfolgt im Namen Jesu Christi. Er ist es, der befreit. Durch den Exorzismus kündigt Paulus den Kampf gegen alle anderen Götter an - im Auftrag des Herrn. Christliche Exis­tenz ist zweitens getragene Existenz - auch in Extremsituationen. Paulus und Silas wissen darum, auch in einer äußerst unbequemen Situation, im tiefsten Gefängnis. Deswegen loben sie Gott und singen Hymnen und Psalmen. Sie wissen, dass nicht die Strategoi oder der Hauptmann des Gefängnisses ihr Leben bestimmen, sondern der Herr, der sie ge­sandt hat (vgl. Apg 13,2f; 15,40). Dies wird durch das Befreiungswun­der bestätigt. Christliche Existenz ist drittens dienende Existenz. Wenn die beiden gefangenen Missionare nach der Befreiung weiter an ihren Plätzen im Gefängnis bleiben, dann betrachten sie ihr eigenes Leben der Rettung des Wächters untergeordnet. Darin wird die Hingabe Jesu sichtbar, die die Bekehrung des Gefängnisaufsehers ermöglicht: Nicht das Wunder selbst, sondern die „verbotene Lebensweise" und hier im

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