Folia Theologica 19. (2008)

Csernai Balázs: "Diener des höchsten Gottes sein" (Apg 16,17) - indirekte Verkündigung in Apg 16,16-40

29 „DIENER DES HÖCHSTEN GOTTES SEIN" Befreiung keineswegs ihre Bekehrung zum Christentum oder eine gänzliche Abwendung von ihrer heidnischen Religion. Dass die Herren der Sklavin deren Befreiung als Unrecht aufgefasst haben, zeigt sich an ihrer Reaktion: sie bringen Paulus und Silas vor Gericht. Die Anklage erfolgt gegen ganz unbekannte Menschen, von denen man nur weiß, das sie Juden sind.18 Die Herren können die Be­freiung freilich nicht als Wohltat verstehen. Sie sehen ihren Besitz (d. h. die Sklavin) grundlos angegriffen,19 da von ihrem Gesichtspunkt her die Sklavin nichts Unrechtes gegen die Missionare getan hat. Das Handlungsmotiv der Herren lässt sich damit als Rachgier wegen ihres Verlustes definieren.20 Die Ursache der vorgebrachten Anklage ist also das Ausfahren der Hoffnung auf das Einkommen (è^fjA,0ev T) èX,7tiç Trjç Èpyaoiaç) (V 19). Die Anklage (V 20f) Die Herren der befreiten Sklavin werden zwar von der entstande­nen finanziellen Einbusse motiviert, in ihrer Anklage (V 20) nennen sie aber drei andere Vorwürfe gegen Paulus und Silas: sie setzten die Stadt in Aufruhr, sie seien Juden und verkündeten E0r|, die für Römer wed­er annehmbar noch praktizierbar sind. Man kann davon ausgehen, dass Jude zu sein nicht als Vorwurf gemeint ist, es dient nur zur Erklä­rung der beiden anderen Anschuldigungen und soll die judenfeindli­che Stimmung in Philippi widerspiegeln. 18 Dass Paulus und Silas Juden waren, konnte z. B. aus ihren häufigen Gängen zur Tipoaeuxn entnommen werden. Dagegen meint Rapske, Paul, 117: „The owners' knowledge of the apostles' Jewish identity could then have arisen, if not entirely, then at least in part, from the girl's rantings regarding their connection with 'the highest God'," den er als Bezeichnung JHWHs verste­ht (vgl. ebd.). 19 Vgl. Richter Reimer, Frauen, 192, die den Exorzismus rechtlich als „Besitz­schädigung" bezeichnet. 20 Ähnlich auch Zmijewski, Josef, Die Apostelgeschichte. (RNT) Regensburg, 1994,614f: „Die Geißelungs- und Gefangensetzungsszene (W. 19-24) ist ein Beispiel dafür, daß eine religiöse und (menschliche) Wohltat keineswegs allgemeine Dankbarkeit hervorruft, sondern bei dem, mit dessen eigenen - vorab materiellen - Interessen sie kollidiert, zwangsläufig auf Ablehnung und Widerstand stoßen muß."

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