Folia Theologica 19. (2008)
Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.
182 KUMINETZ, Géza Die immanenten Gesetze des staatlichen Lebens vertreten nicht das höchste Forum, die Quelle des Guten und Bösen, sondern dieser Platz kommt den über ihnen stehenden transzendentalen Prinzipien, den Gesetzen der Natur und von Gott zu. 4. Die politische Klugheit hat in den Vorgesetzten einen regierenden Charakter, und als solches ist sie Verwalter des Allgemeingutes. Sie richtet darüber, mit welchen Mitteln das Allgemeingut aufrechterhalten, wie es unter den Menschen gerecht sowohl in seinen Lasten als auch in Vorteilen verteilt werden kann. Ohne die Kontrolle des moralischen Gesetzes kann sie das gerecht und zuverlässig nicht tun. 5. Die politische Klugheit macht die Untertanen für Gehorsamkeit und Verwirklichung ihrer Führung geeignet. Diese brauchen jedoch die Kontrolle und Anspornung des moralischen Gesetzes wegen der Erleichterung und Aufrecherhaltung unter allen Umständen der Gehorsamkeit. 6. Der theoretische Teil der politischen Klugheit muss aus den Politikwissenschaften erworben werden, die sich von den Quellen des Glaubens unterscheiden. 7. Der Glaube hat kein politisches Programm. Er fordert in gleicher Weise von jeder Nation und jedem Staat, in ihren Zielen und Bestrebungen im Zusammenhang mit ihrer geographischen Lage und ihren geschichtlichen Umständen die Anforderungen der Liebe und Gerechtigkeit sowie die Abrechnung vor dem ewigen Richter nicht zu vergessen. 8. Unser Glaube verlangt von uns, der Staatsmacht aus Gewissen zu gehorchen, das Allgemeingut als den von Gott uns anvertrauten Wert zu betrachten und unter der Verpflichtung der Abrechnung vor Gott zu behandeln, nicht nur als Vertreter der Macht sondern auch als die Bestimmenden deren durch die Wahlen. 9. Die christliche Philosophie verurteilt die Behandlung des Allgemeingutes nach Parteigesichtspunkten, und betrachtet das nicht als Politik sondern als Verderben der Tätigkeit des öffentlichen Lebens. 10. Die Prinzipien des Glaubens sind durch die Betonung der Gewissenspflicht die besten Erziehungsmittel der politischen Lebens und die geeignetesten Hüter der politischen Ehre. 11. Das politische Leben bewegt sich in sachlicher Hinsicht in den verschiedensten Bereichen. Abgerechnet die sog. kirchenpolitischen Fragen sind die anderen, was den Glauben anbelangt, als gleichgültig