Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

174 KUMINETZ, Géza und soll jede Generation nur wirkungsvoll versuchen, die Güter pro­portioned dass heisst gerecht zu verteilen. Wer im Dienste des Bösen steht, strebt danach, dass er einerseits die Unzufriedenheit der Unter­drückten bis zum Aussersten steigert, andererseits die Reichen in ih­rem Hochmut und ihrer Mitleidslosigkeit versteift, damit der gesell­schaftliche Frieden zerrüttet und durch ewige Unruhe, Stänkerei und immerwährender Kampf abgelöst wird. Eine himmelschreiende Sünde ist das Pauperismus, das heisst das bewusste Aufrechterhalten be­ziehungsweise das mitleidlose Beobachten des Massenelendes. Das ist der negative Triumph der Selbstsucht. Die Besitzer der Güter werden durch den aus dem Besitzen entspringenden Überfluss und durch die Macht verblendet; zugegeben, nicht einmal die Armen und die Ent­behrenden sind vom Dämonisieren verschont, wenn sie Gott wegen der Unzufriedenheit ablehnen; die Mitleidslosigkeit und Verachtung der Reichen bedeuten jedoch auch Herzlosigkeit. Ein weiteres Zeichen für das Dämonisieren im Zusammenhang der irdischen Güter ist es, wenn der Staat die sonst gesetzlich erworbenen Güter mit Gewalt ver­staatlicht, oder wenn die Arbeitgeber die Arbeiter auf dem Arbeits­markt bloss als „sprechende Instrumente" betrachten, und auf dem Markt der Produkte sie auch im Verkäufer nichts anderes sehen, als einen potentiellen Konsumenten, den man mit allerlei Tricken zum Verkaufen der sonst nicht nötigen Ware von mangelnder Qualität ver­führen und mit dem sogar einen unanständigen Handel abschliessen darf. Die Beherrscher des Kapitals beschränken so im Interesse des Gewinns die Preise; entweder erhöhen oder vermindern sie sie, infol­gedessen wird die Anzahl der Arbeitslosen immer höher. Das hat natürlich heutzutage neuere, teuflerische Praktiken, so z. B. das Auto­matisieren, das die menschliche Arbeit erleichtert, aber wenn der Ge­winn zu den Arbeitern nicht proportioneil zurückkommt, wird sich ihr Lebensniveau nicht erhöhen. Zu den Zivilisationskrankheiten gehören auch noch das übertriebene Konsumieren, die gehetzte Lebensweise und die daraus entstehenden gesellschaftlichen und menschlichen Probleme.49 Wieder ein neuer Gesichtspunkt, den man missbrauchen kann, ist es, dass die Güter auschliesslich zu den vom Herrscher der Natur genehmigten Zwecken verwendet werden dürften. Obwohl das Evangelium kein präzis entworfenes Wirtschaftssystem gab, befahl es 49 Siehe: Wissenschaftsindustrie, Krankheitindustrie, Freizeitindustrie, mit einem Wort: Konsumindustrie.

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