Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

DIE TEILNAHME DES KATHOLISCHEN MENSCHEN 173 Das Dämonismus richtet jedoch - nach der Auffassung von Horváth - nicht nur die Seele zugrunde, sondern auch die Aussenwelt. So die 1) materielle 2) die kulturelle Welt und 3) die Gesellschaft selbst. Sehen wir zuerst das Dämonisieren der materiellen Welt.47 Es ist die vom Gott erhaltene Aufgabe des Menschen, dass er über den geschaf­fenen Dingen herrscht, und die von der materiellen Welt bekommenen Güter benutzt, um sein Leben erhalten zu können. Diese Herrschaft ist jedoch nicht bedingungslos, denn weder das Material selbst noch des­sen Gesetze wurden von menschlichen Händen geschaffen. Die Herr­schaft des Menschen über der Materie ist bedingt, sie muss also nach dem Gesetz von Gott behandelt werden. Wer das in dieser Hinsicht ausser Kraft setzt, benutzt die Güter auf dämonische Weise. Solche verzerrte und auf gottfeindliche Weise verzerrte Bindung zu den Gü­tern nennen wir Kapitalismus, Mammonismus. Im Zusammenhang der Güter gibt es eine oben schon erwähnte naturrechtliche Regel, nach der der Überfluss den Bedürftigten gegeben werden muss. Dazu dient die natürliche Menschenliebe, die die Güter der Erde jedem Menschen zukommen lassen möchte. Hier ist ferner auch ein anderes Grundprin­zip in Geltung: zum tugendhaften Leben, das den Schöpfer loben kann, braucht jedermann einen bestimmten Wohlstand. Und wenn die Tu­genden, als Gott lobende und preisende Eigenschaften die Menschen sowohl im Erwerben als auch im Behandeln des Vermögens führen würden, könnte so ein proportioneller Wohlstand im Ganzen der Ge­sellschaft gesichert werden.48 Das Dämonismus verneint gerade deshalb die tugendhafte, also die richtige Relation zu den Gütern. Infolgedessen verkündet es das Selbstinteresse als allein gültiges Prinzip im Erwerben und Behandeln der Güter. Das kann sowohl das Individuum, einzelne gesellschaftli­che Gruppen, als auch der Staat als wahrhaftig verkünden (im Sinne der blossen Possibilität, und ausschliesslich in diesem Sinne). In die­sem letzteren Fall muss unter dem Staat offensichtlich die verantwort­lichen Leiter verstanden werden. Oben haben wir schon festgestellt, dass das gleiche Verteilen der Güter nicht möglich ist, deshalb kann 47 Vgl. HORVÁTH, S., Angyalok - démonok [Engel - Dämonen], in Vigília (1949) 82-85. 48 Darauf sagt der jetzige Papst, dass die gesellschaftliche Ungerechtigkeit in erster Line ein moralisches Problem ist. Also nur sekundär ein wirtschaftli­ches, geopolitisches, Bevölkerungs- usw. Problem.

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