Folia Theologica 19. (2008)
Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.
170 KUMINETZ, Géza Tatsache, dass die einzelnen Staaten nicht immer existierten, und sich auch nicht ewig erhalten werden. Im Zusammenhang damit behauptet Horváth: „Wenn der Staat, sei es auch irgendeinem Grunde, in seine Elemente zerfällt, sind wir wieder bei dem Volk oder den Völkern, bei den ehemaligen materiellen Teilen des Staatsorganismus. Das Selbstbestimmungsrecht des Staates wurde durch das Selbstbestimmungsrecht der Völker entweder überholt, oder nach dem Zerfall des Staatsorganismus fällt es ihnen wieder zu.40 Und dieses Selbstbestimmungsrecht ist auf konkrete Weise „was die konkrete Staatsgestaltung, das zu erreichende Ziel und den Sitz der Staatsmacht betrifft, eine naturrechtliche Anforderung."41 Horváth beantwortet auch Die Frage, warum ein Staatsorganismus zerfallen kann. Ausser der gewaltsamen Einwirkung noch in dem Falle, wennndie Macht ihre zusammenhaltende, organisierende Kraft verliert, das heisst, wenn sie auf notwendige und befriedigende Weise nicht fähig ist, das Allgemeingut konkret zu schaffen und zu verwirklichen, was das Erreichen des kritischen Niveaus der gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten bedeutet, die weiter nicht mehr geduldet werden können und dürfen. Zusammenfassend können wir sagen, dass der auf die Idee von hl. Thomas gebaute Staat weder ein Polizeistaat, der seine Untertanen auf unbegründete Weise bevormundet, noch ein totalitarische Staat wäre, der die grundlegenden Rechte der Person aufhebt und das Individuum auf dem Altar des gesellschaftlichen Fortschrittes als Mittel opfert. Er ist weder ein liberarer Staat, der seinen Bürgern mit der Abrogation des moralischen Gesetzes eine totale Feiheit zur Selbstverwirklichung gibt, noch ein Wolfsstaat, in der die Bürger die bösen Feinde voneinander im Kampf der Interessen und der Karriere, noch ein theokratischer Staat, der - eine Religion offiziell machend - Menschen von anderer Religion oder Weltanschauung gerade nur verträgt oder verfolgt, sondern das ist ein solcher Staat, der ein auf organische Weise ausgebaute moralische Person, also suverän ist, der ein wacher Hüter des Allgemeingutes und des moralischen Gesetzes ist, der von seinen Bürgern 40 Vgl. HORVÁTH, S., Szent Tamás állameszméje [Die Staatsidee vom hl. Thomas], in HORVÁTH, S., Örök eszmék és eszmei magvak Szent Tamásnál [Ewige Ideen und Ideensamen beim hl. Thomas], Budapest 1944,320. 41 Vgl. HORVÁTH, S., Szent Tamás állameszméje Die Staatsidee vom hl. Thomas], in HORVÁTH, S., Örök eszmék és eszmei magvak Szent Tamásnál [Ewige Ideen und Ideensamen beim hl. Thomas], Budapest 1944,321.