Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

DIE TEILNAHME DES KATHOLISCHEN MENSCHEN 159 sere Fragen zuverlässige Antworten. Deshalb gehört es zur Natur der mit Überzeugung bekannten religiösen oder einer anderen Wahrheit, dass sie unser Wesen durchdringt und sich in der Gestaltung von einem entschiedenen Werturteil erzeigt. Der moderne Staat macht darüber hinaus auch noch einen logischen Überschlag, denn er er­möglicht, sogar unterstützt, dass falsche Götter und allerlei Weltan­schauungen im öffentlichen Leben frei erscheinen, nur ausgerechnet die christliche Religion wünscht er zum Schweigen zu bringen. Das wird auch davon unterstrichen, dass es in der Wirklichkeit keine Politik ohne Weltanschauung gibt. In der Wirklichkeit gibt es nur ma­terialistische, gottlose, jüdische, moslemische oder christliche usw. Politik. Deshalb ist es eine akute Frage, ob die Verfolgung der Religion oder die Unterscheidung der Religionen oder der Rassen eine Tat ohne Weltanschauung sei? Nur der Blinde kann nicht sehen, dass verblen­dete und fanatische Menschen aufgrund von recht groben und men­schenlosen Weltanschauungen zum solchen Unterscheidemachen und zu grausamen Taten fähig sind. Aber damit haben wir auch zugege­ben, dass das politische Leben eigentlich von der Zugehörigkeit der Weltanschauung geführt wird. Die sogenannte neutrale Weltan­schauung versucht also eine brutale Weltanschauung hinter die Maske der Neutralität zu verbergen. Beim Schliessen dieser Frage behauptet noch Horváth, dass ein richtiger Rechtsstaat keinen besseren Verbündeten als das Christentum hat, und zwar aus dem Grunde, weil das Christentum nicht die Inte­ressen der Klassen, Parteien oder Völker auf die Kosten von anderen sucht, sondern den Sieg der moralischen Ordnung, die für jeden Men­schen und jede gesellschaftliche Form gleichermassen verbindlich ist, und es sucht ferner das Fortbestehen und die Aufschwung dieser von Gott gewollten moralischen Ordnung. 3.2.3. Auf welchem Masse kann sich der Glaube in die Politik einmischen? Nach der Lehre der katholischen Kirche gibt der Glaube keine konk­reten politischen und Regierungsprinzipien, er schreibt auch keine Staatsform mit Verbindlichkeit vor, bestimmt auch nicht, was für Fra­gen und in welcher Reihenfolge im politischen Leben zu erledigen sind. Das zu entscheiden gehört der politischen also der Regierungs­klugheit (prudentia gubernativa) mit Berücksichtigung der Zeit, der

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