Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

DIE TEILNAHME DES KATHOLISCHEN MENSCHEN 147 tionalistisch nennt. Von diesen Übertreibungen muss die katholische Auffassung herausgehoben werden, die sich in der Mitte befindet, je­doch überhaupt nicht mittelmässig ist! Horváth legt vor allem fest, dass man ein Vaterland und einen Staat braucht. Das Vaterland wird durch die Nation besitzt, die eine organ­ische Gesamtheit von Menschen bildet, die eine einheitliche Erziehung und Sprache, grundlegend dieselben Traditionen und Bestrebungen haben. Das Vaterland und die Nation gestalten sich während der Ent­stehung der Gesellschaften auf natürliche Weise aus, deshalb vertreten sie einen demzufolgenden moralischen Wert. Und die Kenntnis, Aner­kennung und Achtung dieser Werte ruft das nationale Selbstbewusst­sein zum Leben.14 Auch die Bildung dieses nationalen Selbstbewusst­seins ist eine natürliche Erscheinung, und ist höchst erwünscht, es ins Bewusstsein der folgenden Generation zu vererben, was in erster Linie durch die Ausbildung-Erziehung und die Kultur zu verwirklichen ist. Der Mensch, der über ein gesundes nationales Selbstbewusstsein ver­fügt, will, dass die rassischen, kulturellen und rechtlichen Werte seiner Nation nicht nur im heimischen öffentlichen Leben sondern auch in dem zwischen den Nationen erscheinen. Solange diese Absicht mit den Tugenden der Liebe und der Gerechtigkeit durchdrungen ist, wird das nicht schädlich, das heisst sie wird nicht zu einem andere Völker unter­werfenden Verhalten sein. Falls das Patriotismus darauf gerichtet ist, ähnliche Werte anderer Völker zu unterdrücken oder sie zur Sklave zu machen, verzerrt es sich in diesem Falle zum Nationalismus, zum an­dere Völker geringschätzenden und hassenden Chauvinismus, das von der katholischen moralischen Lehre grundverschieden ist. Jede Nation hat nämlich das Recht zu ihrer Existenz, und zusammen damit zu ihrer spezifischen Zivilisation und Kultur. Die Person hat sein menschliches Dasein ausser der Familie ihrem Vaterland und ihrer Nation zu verdanken, weil das sogenannte hu­mane Leben nur unter der wirksamen Mitwirkung dieser Faktoren der Gesellschaft möglich ist. Deshalb hat die Person im Zusam­menhang ihrer Heimat beziehungsweise Nation nicht nur Rechte sondern auch Pflichten, die sich in erster Linie in der Pflege und im 14 Vgl. HORVÁTH, S., A haza és a hazaszeretet bölcseleti alapjai [Die philosophi­schen Grundlagen des Vaterlandes und der Vaterlandsliebe], Budapest 1922,1-24.

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