Folia Theologica 19. (2008)
Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.
148 KUMINETZ, Géza Schutz dieser Werte zeigen. Die einzelnen mächtlichen Faktoren dürfen also diese Rechte und Pflichten nicht aufheben, sondern sie sollen sich um deren Vervollkommnung auf solche Weise bemühen, dass sie die spezifischen Ansprüche der einzelnen Nationen mit Hilfe der Tugenden der Liebe und Gerechtigkeit ermessen, respektieren und achten lassen. Nach Horváth ist es unmöglich, in der Ordnung der Natur eine einheitliche Gesellschaft entstehen zu lassen. Die Vielfalt der spezifischen Traditionen der einzelnen Nationen, die sprachlichen und kulturellen Unterschiede machen das unmöglich. Da diese Unterschiede natürliche Unterschiede sind, geniessen sie deshalb Rechtsschutz. Diesen Schutz wirft das Internazionalismus über Bord, das die einzelnen Nationen mit Gewalt vereinheitlichen will, und die nationale Kultur abzuschaffen wünscht. Diese Auffassung ist ebenfalls eine Entartung der Tugend des Patriotismus, und steht der katholischen Auffassung ebenfalls stark gegenüber. Diese sogenannte internationalistische Auffassung geht von dem falschen Grundsatz aus, dass die Person mit einer jeder Pflicht ledigen Freiheit zur Welt kommt. Das ist aber nicht so, weil die Person nicht nur ihre Existenz sondern auch ihr Menschwerden durch Erziehung der Gesellschaft zu verdanken hat, man hat also gegenüber diesen Faktoren unauslöschliche Pflichten. Das will das vierte Gebot der Zehn Gebote ausdrücken. Die Werte der Familie und des Vaterlandes dürfen nicht ausser acht gelassen werden. Der Staatsbürger nicht nur geniesst also die durch den Staat gesicherten Güter, sondern er muss aus Liebe und gerechtlicherweise auch an deren Vermehrung und Aufrechterhaltung teilnehmen. Zur gleichen Zeit besteht auch die Vereinigung der verschiedenen Kulturen und Traditionen der Menschheit, das ist aber nur auf übernatürliche Weise möglich. Wie der transzendentale Charakter dieser Vereinigung zeigt, erhalten sich im Grunde genommen die nationalen, das heisst natürlichen Werte der Nationen. Diese übernatürliche Vereinigung wird durch die katholische Kirche verkündigt, und diese Vereinigung nennt man Sándor Horváth ein Supernazionalismus. Christus vereinigt und vereinheitlicht nämlich die Völker in einer über die Nationen stehenden Gesellschaft. In dieser übernatürlichen Einheit und Vereinigung werden die nationalen Werte edler sein, auch die Tugend