Folia Theologica 19. (2008)

Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments

no KOCSIS, Imre ebenso bemerkenswert, dass diese Schriften auch das paulinische Erbe unter die Autorität des Petrus stellen. Die erste Schrift wird an solche Gemeinden adressiert, die größtenteils zu den paulinischen Missions­gebieten gehörten, und darüber hinaus erwähnt dieses Schreiben ex­plizit einen früheren Mitarbeiter von Paulus, den Silvanus, der zur Entstehung des Briefes beigetragen hat (5,12).25 Der zweite Brief will die Schriften von Paulus vor falschen Interpretationen behüten (vgl. 3,15f). Der erste Brief wurde für die in Bedrängnis lebenden und unter der Verfolgung leidenden Christen in Kleinasien geschrieben, offensicht­lich mit dem Ziel, sie zu trösten und ermutigen. Petrus erscheint als „Zeuge der Leiden Christi und auch Teilhaber an der künftigen Herrlichkeil" (5,2), der die Gemeindeältesten besonders ermutigt und ermahnt, im Namen des Fürsten aller Hirten, „als Vorbilder für die Herde", die Schafe Gottes zu weiden. Die Adressaten des zweiten Petrusbriefes sind nicht näher bestimmt. Die Anschrift - „an alle, die durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben erlangt haben"( 1,1) - deutet an, dass die Schrift wie ein Sendschreiben (Enzyklika) an alle Christen gerichtet ist. Im Brief erscheint Petrus als Träger der apos­tolischen Tradition, als Wächter des wahren Glaubens, der im Besitz der authentischen Deutung der Schrift und der Tradition ist. Er fühlt sich berechtigt, gegen die Irrlehren, die in der Kirche aufkommen, aufs entschlossenste vorzugehen. Er vergisst dabei nicht, die Briefe des Paulus, den er den „geliebten Bruder" nennt, zu loben und sie vor Missverständnissen in Schutz zu nehmen. (3,15-16). 25 Der Brief zeigt auch in den theologischen Grundgedanken Ähnlichkeit mit den paulinischen Briefen, und deshalb wird er von einigen für eine „deu- teropaulinische" Schrift gehalten (z. B. H. KÖSTER, Einführung in das neue Testament, Berlin 1980, 731). Diese Benennung ist aber wegen der gut sicht­baren Unterschiede nicht so treffend (vgl. BROWN, Introduction, 716-718.). Es ist aber nicht zu bezweifeln, dass die Schrift eine Art von Synthese der Tradition des Paulus und des Petrus ist.

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