Folia Theologica 19. (2008)
Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments
104 KOCSIS, Imre schehnissen, im Zusammenhang mit der dritten Erscheinung des auferstandenen Christus erzählt, wodurch sie neue Dimensionen gewinnt. Von kleineren redaktionellen Ergänzungen abgesehen13, findet man im Johannesevangelium zwei ganz eigentümliche Erzählungen, die in den synoptischen Evangelien ihresgleichen missen: der Protest des Petrus bei dem Waschen der Füße (13,1-11), sowie seine Bestellung zum Oberhirten, der die Voraussage des Martyriums folgt (21,15-23). In der ersten Erzählung steht der Unverstand Petri im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, in der zweiten hingegen seine Liebe und Hingabe seinem Meister gegenüber, anhand deren ihm Christus den Auftrag erteilt, „seine Schafe zu weiden". Das beredetste Zeugnis dieser Liebe wird Petrus liefern, als er selbst am Ende seines langen irdischen Weges für seinen Meister auch den Märtyrertod annimmt (21,18). c) Die Apostelgeschichte Die Gesichtspunkte, denen im Lukasevangelium große Bedeutung zukommt - das Primat von Petrus, sein Auftrag, Menschen zu fischen (d.h. zu missionieren) sowie sein Dienst an der Stärkung der Brüder -, sind auch in der Apostelgeschichte überaus wichtig. Petrus steht den Jüngern bzw. der christlichen Gemeinde in Jerusalem vor: Auf seine Initiative hin wird anstelle des Verräters Judas ein neues Mitglied in den Zwölferkreis gewählt (1,15-22); zu Pfingsten macht er als erster eine öffentliche Predigt über Christus (2,14-36). Später tritt er sogar im Tempel von Jerusalem als angesehener Zeuge und Verkünder Christi auf (3,12-26), wobei er während der Ausübung seiner Aufgabe verschiedenes Leid ertragen muss. Überdies achtet er auch auf die Erhaltung der inneren Ordnung der Gemeinde und der Reinheit der Missionstätigkeit, wenn er die trügerischen Absichten von Ananias und 13 Es geht um folgende Einschübe: 1) In den synoptischen Evangelien reagieren die Jünger auf die Verheißung des Verrats des Judas zusammen (vgl. Mk 14,18-21 par.). Im Johannesevangelium lesen wir etwas ähnliches (Joh 13,22), gleichwohl ist es hier Petrus, der den Lieblingsjünger anregt, weiteres darüber in Erfahrung zu bringen (Joh 13,24). 2) In den synoptischen Evangelien wird der Name des Jüngers, der mit dem Schwert auf den Diener des Hohenpriesters losgeht, nicht erwähnt (vgl. Mk 14,47), Johannes hingegen identifiziert ihn mit Petrus (Joh 18,10).