Folia Theologica 19. (2008)
Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments
100 KOCSIS, Imre wird auch die in der Urkirche wohlbekannte Tatsache zum Ausdruck gebracht, dass der auferstandene Christus Petrus als erstem unter den Jüngern erschienen ist (vgl. 1 Kor 15,5; Lk 24,34) Der Evangelist verschweigt auch die Schwäche des Petrus nicht. Von seiner Verständnislosigkeit angesichts der Voraussage des Leidens war schon die Rede. Darüber hinaus ist es zu erwähnen, dass er im Garten von Getsemani nicht fähig ist, mit seinem Meister zusammen zu wachen. Dies gilt zwar auch für die zwei anderen anwesenden Jünger, aber die Warnung Jesu wird bezeichnenderweise vor allem an Simon gerichtet (Markus 14,37). Im Kontext des Scheitems sollte natürlich vor allem die dreifache Verleugnung hervorgehoben werden, worüber Markus detailliert berichtet ( vgl. Mk 14,26 - 31; 14,66-72). Das Petrusbild des Matthäusevangeliums unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht wesentlich vom Bild des Markusevangeliums, es können nämlich dieselben Aspekte beobachtet werden: Petrus ist der erstberufene Jünger (4,18), der im Kreis der zwölf an erster Stelle steht (10,2). Betont ist auch das Glaubensbekenntnis von Petrus (16,16), bzw. sein Widerstand gegen das vorausgekündigte Leiden (16,22), sowie seine dreifache Verleugnung (26,69-75). In den mit Markus parallelen Stellen können natürlich auch eigentümliche Züge beobachtet werden: Der Name Petrus wird schon in der Berufungserzählung erwähnt (4,18). Weiterhin kommen folgende Formulierungen vor: „Simon Petrus" (16,16), „Simon genannt Petrus" (4,18; 10,2). Es ist interessant, dass die Schwächen des Petrus bei Matthäus schärfer dargestellt werden, als bei Markus. Nach der ersten Leidensvoraussage erklingt sowohl der Protest Petri, als auch der Tadel Jesu in stärkerer Form (16,22-23).6 Im Bericht über die Verleugnung kommt der Satz — „Ich kenne den Menschen nicht" (Mt 26,72-74) - zweimal vor, verstärkt durch einen Schwur. Es ist auffällig, dass bei Matthäus (häufiger als bei Markus) zu der Wortführerrolle von Petrus auch Bitten um Aufklärung gehören. Petrus erkundigt sich nicht nur nach dem Lohn des Nachfolgens (vgl. Mk 10,28 und Mt 19,27), sondern auch bezüglich der rituellen Reinheit 6 „Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen."