Folia Theologica 18. (2007)

Imre Koncsik: Synergetische Hermeneutik - Grundlagen und Perspektiven

SYNERGETISCHE HERMENEUTIK 85 „von unten", also von den energetischen Startbedingungen eines Systems ansetzend, einfach zu kurz: vielmehr klafft hier eine Erklä­rungslücke, die dem hinreichenden Grund des „probatorischen Fits" der Einzelelemente fragt, die ohne viel „trial and error" die richtige „Lösung" finden und „error elimination" bzw. Selbstopti­mierung realisieren. Dieser Grund scheint metaphysischer, formaler, seelischer, geistiger Art zu sein, insofern ein sinnstiftendes, vereini­gendes Wirken „von oben" angenommen werden kann, und das nicht im Sinn einer monokausalen Information von Einzelelemen­ten, eines 1:1 - Inputs „von oben", sondern im Sinn einer sich kon­kretisierenden „Propensität" resp. Getriebenheit auf das „Ziel" ei­nes neuen und komplexen „Systemzustandes" hin, insofern eben sich das metaphysisch synergetische Wirken primär auf Wirkun­gen, auf aktpotentielle Ablaufmuster erstreckt, denen sich Elemen­te als Substrate zuordnen lassen. Zusammenfassend meint Synergetik die kooperative Interaktion und Konjunktion differenter Einzelelemente zwecks: a) Konstituierung einer holistischen Kohärenz b) Komplexitätssteigerung des Systems: Entstehung von qualita­tiv Neuem; die neuen Eigenschaften repräsentieren mehr als nur die Eigenschaften der sie konstituierenden Kräfte, so dass trans- und akausale Verbindungen real manifest werden c) Selbstorganisation i.S der Konsensualisierung von dynami­schen Prozessen, Abläufen und Ablaufmustern (und nicht von statischen Zuständen) d) Gratiale, spontan und instantan erfolgende transkausale Fü­gung (Synchronizität) als Mainstream in der beobachtbaren Natur: intrinsisch tritt eine Akausalität zwischen den Elemen­ten des Systems sowie qualitativ zwischen „altem" und „neu­en" System auf. Etwas konkreter: die primär kausale Wirkung betrifft die energetische Aufladung der Teile, die eigentlich beobachtbare sekundäre Wirkung ist passiv und dabei sowohl spontan-eigeninitiativ als auch kollektiv-initiiert beschaffen. Philosophisch kann eine synergetische Sicht zwei ontologische Perspektiven vereinen: die „substanzontologische" Sicht auf das „Sein" und die „prozessontologische" auf das „Werden" und die „Geschichte". Ferner erlaubt ein flüchtiger Blick in die Dogmatologie

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