Folia Theologica 18. (2007)

Imre Koncsik: Synergetische Hermeneutik - Grundlagen und Perspektiven

86 I. KONCSIK eine Applikation auf klassische Traktate wie Schöpfungslehre (Rela­tionsbestimmung zwischen Schöpfung und Evolution, Geist und Materie, Geist und Gehirn, Konstitution des divinen Schöpfungs­akts), Christologie (sog. hypostatische Union als synergetische Kon­stitution eines schöpferisch-neuen stabilen und sich stabilisieren­den Interaktionsverhältnisses), Gnadenlehre (gottmenschliche Koak- tion i.S. von Prädestination und Freiheit) und Trinitätslehre (Trinität als synergetischer Ursprung allen Miteinanders kraft des perichore- tischen Ineinanders). Grundlagen der Synergetik Um die enorme Bandbreite synergetischer Hermeneutik zu erahnen, werden drei naturwissenschaftlich relevante Felder an­hand repräsentativer Fachvertreter rekapitulierend skizziert: Zell­biologie, Neurophysiologie und Physik (Chaosforschung und Quantentheorie). Fakten Zellbiologie: Schmid-Schönbein Im ausführlichen Beitrag von Holger Schmid-Schönbein werden synergetische Paradigmen expliziert: entgegen der teleologischen Annahme, dass sich ein natürliches System auf ein konkretes Ziel intentional ausrichte, wie auch entgegen teleonomischen Interpre­tationen, nach der zumindest eine generelle Finalität der Selbstor­ganisation zu konstatieren sei, wird eine „a/s ob Teleonomie" postu­liert: natürliche Systeme verhalten sich post factum, als ob sie in­struiert wären. Daher sollen sie nicht vom Ziel her" dargestellt wer­den, „sondern von ihren Startbedingungen" interpretiert und „als Ablauf verstanden" werden2. Das erlaubt jedoch keine Reduktion auf physikalische Prinzipien, insofern die sich installierenden und sich - kraft welcher Macht eigentlich? - ihrer eigenen Trennung wi­2 SCHMID-SCHÖNBEIN, H., Erklärung biologischer „Als-ob-Teleonomie". Startbedingungen determinieren das Ordnen von Lebensvorgängen, in: KONCSIK, I.; WILHELMS, G. (Hgg.), Jenseits, Evolution, Geist. Schnitt­stellen zwischen Theologie und Naturwissenschaften, Frankfurt a.M. 2003, 113-204, 175

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