Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

DER GEIST GOTTES IN DER WELT DER KULTUREN 337 «wir denken und wollen gemäss der Seele und des Herzen von jedem von uns», wie Möhler dies so schön formuliert.''97 Die Einheitserfahrung durch den Geist öffnet das Glauben vor den Menschen. Einerseits wird das Bewusstsein der Existenz zur Einheit in der Seele des Einzelnen durch die Kirche als Glaubens­einheit und Glaubensgemeinschaft geformt; andererseits zeigt es uns auf, dass man ein Mitarbeiter der Einheit und der Gemein­schaft gemäß der Kriterien des Heiligen Geistes, und nicht im Sinne der Uniformisierung sein soll.98 In Analogie zu den Gedanken Con- gars dürfen wir behaupten, dass der geisterfüllte Mensch seine Zu­gehörigkeit zum Ganzen erkennt, so dass darunter nicht nur das Ganze der Kirche, sonder auch das Ganze der Menschheit verstan­den wird. Der Christ lebt ja immer in der Bewusstsein, dass er Ver­antwortung für die Gesellschaft und die Kultur trägt. Er wandelt sich in seinem Denken und Wollen um, und macht damit einen gro­ßen Schritt zur Verwirklichung der Einheit der ganzen Menschheit, deren Urbild, Quelle und Ziel der Dreieinige Gott selbst ist. 6. Fazit Nachdem wir dieses curriculum vollzogen haben, müssen wir uns (selbst)kritisch fragen: Führt uns die pneumatozentrische Transposition und Relecture weiter als das alte christozentrische In­karnationsparadigma? Wo liegen die Gewinne und wo die Verlu­ste? Das am meisten ins Auge springende Proprium des pneumato­zentrischen Paradigmas zählt gleichzeitig zu seinen Schwächen: Es ist nicht hierarchisch konstruiert. Die Offenheit des Paradigmas, der mögliche Mangel an klaren Strukturelementen sowie das unbe­grenzbare und manchmal unsichtbare Wirken des Geistes lassen es auf den ersten Blick gegenüber dem christozentrischen Paradigma schwach und formlos erscheinen. Doch eben in dieser Schwäche steckt die Stärke des Paradigmas. Es ist nämlich fähig, in der ganzen Schöpfung eine grenzenlos wir­kende Gegenwart des Heiligen Geistes, des Pneuma, Wind und 97 CONGAR, Y., Je crois en l’Esprit Saint, 260 (11/30). 98 Der Gläubige muss all dies für das Reich Gottes tun, siehe Katechismus der katholischen Kirche, Nr. 2820.

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