Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

DER GEIST GOTTES IN DER WELT DER KULTUREN 333 bedeutet. Das Konzept der Einheit wird heutzutage entweder zu abstrakt philosophisch, oder ganz materiell ökonomisch und poli­tisch verstanden. Die weltweite menschliche Suche nach Communio, nach Einheit und Solidarität ist eine kulturelle Fragestellung, auf die das Christentum mit Hilfe des Geistes Gottes, des Geistes der Einheit und der Gemeinschaft, antworten kann. Wir können den Pluralismus in unseren Tagen nicht mehr so be­trachten, als ein Europäer, der auf seiner Reise nach Asien die Ein­geborenen mit einer gewissen Zurückhaltung beobachtete. All das, was der kulturelle Pluralismus bedeutet und beinhaltet, ist stark und lebendig in unserer Kirche gegenwärtig, mit all seinen Sorgen, Folgen und Herausforderungen. Das Phänomen der Pluralität und die Deutung des Pluralismus' ist daher eine zentrale Aufgabe des Glaubensverständnisses, das sich auf das Credo basiert, in dem die eine Kirche bekannt wird. Die sichtbaren und greifbaren Unter­schiede und Differenzen werfen mit großer Impulsivität das Pro­blem der Suche nach Einheit auf. Wenn wir behaupten, dass der Glaube an Christus ein punctum unitivum, ein vereinender Punkt ist, dann sollen wir eine gewisse Einheit in diesem Glauben voraus­setzen, die allen Unterschieden vorangeht und jeder Differenz eine Grenze setzt.84 Dieser Punkt oder Kern der Einheit ist für C. Schön­born die regula fidei, der Glaubensregel. Darunter soll man sicher­lich keine Dogmenaufzählung verstehen, sondern vielmehr eine in­tuitive Glaubensvision, die die Vielfalt der Theologien und Glau­bensanschauungen zusammenhält.85 Das Ideal der Einheit ist unvorstellbar ohne den Geist der Ein­heit, den wir in der Heiligen Dreifaltigkeit als vinculum amoris be­trachten und verehren. Diese vinculum-Rolle des Geistes wird im gemeinschaftlichen Leben des Glaubens offenbar, „ln der Prägung durch den Geist Jesu Christi nimmt die Nachfolgegemeinschaft teil an der Einzigkeit der Gottesverbundenheit Jesu. Im Blick auf den einen Gott und den einen Mittler Jesus von Nazareth (vgl. 1 Tim 2,5), damit auf das ein­zigartige Verhältnis von Gott und Menschheit in Jesus Christus ist die Kirche eins."86 Der Geist ist also vinculum zwischen dem Vater und dem Sohn, dem Sohn und dem Menschen, dadurch dem Vater und 84 Vgl. SCHÖNBORN, C., Egység a hitben, Paulus Hungarus - Kairosz, Buda­pest 2000, 88. 85 Siehe ibid. 89.

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