Folia Theologica 18. (2007)
Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis
324 Cs. TOROK sei es ein le dialogue pour le dialogue, eine menschenfreundliche Tätigkeit der Kirche? Die Meinungen sind an diesem Punkt oft antagonistisch. Es gibt hier drei Optionen: • Man muss die Kultur durch den Dialog evangelisieren und bekehren. • Durch den Dialog erfolgt eine gewisse Präevangelisierung, die den Weg zur eigentlichen Evangelisierung vorbereitet. • Man darf keinen ähnlichen Zweck vor sich haben, es würde nämlich die Instrumentalisierung des Dialogs (es dient dazu, dass...) und die Objektivierung des Gesprächspartners (ich mache es dafür, dass er...) bedeuten. Wenn man ehrlich sein will, muss man anerkennen, dass alle drei Optionen gefährliche und unberechtigte Tendenzen hervorbringen können. Die erste Möglichkeit würde die absolute Vormacht der Kirche über der Kultur bedeuten, solange die dritte eine solche Überschätzung der Kultur darstellt, die schließendlich dazu führen kann, dass man tags und nachts dialogisiert, aber dabei die radikale und un- widersprechbare Kraft des Missionsgebotes Christi verliert.64 Wie kann man einen Weg zwischen diesen beiden Extremen finden? Man muss klarstellen, dass dieser Dialog nichts weniger sein kann, als ein wesentliches Gespräch, solch ein Dialog, der auch meine eigene Identität und mein eigenes Selbstbewusstsein berühren und formen kann. Also muss die Kirche dazu bereit und dafür offen sein, dass dieses Zwiegespräch ihr Selbstbild beeinflussen oder auch ändern wird.65 Sie darf nie vergessen, dass sie die im Christusereignis kulminierende Offenbarung Gottes zu kommunizieren hat; aber dies wird erst möglich, wenn sie sich selbst auch ins Gespräch, ins Spiel setzt. In diesem Fall steht das zu Kommunizierende (die Botschaft Christi, sogar Christus selbst) und die Kommunizierende (die Kirche, der mystische Leib Christi) in einem engen Zusammenhang, der nicht in den Kategorien eines Sprecher-Ob- jekt-Verhältnisses zu definieren ist. Wenn das christliche Leben authentisch ist, dann sind der Gegenstand, „die Sache" des Dialogs (Christus) und der Sprecher (die Kirche, ganz konkret: der Christ) 64 Vgl. Mt 28,19-20. 65 Wenn ich mich selbst in den Augen einer anderen Person sehe, ist mein Bild anders ausgestattet, als wenn ich es in einem leblosen Spiegel gesehen hätte.