Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

322 Cs. TOROK in ihren Ausdruckformen kulturell bestimmt, aber in ihrem Wesen nicht - enthält nur einen ganz reduzierten Kern der Wahrheit. An dieser Stelle wollen wir nun das dritte Prinzip von C. S. Peirce zitie­ren: „Das dritte Prinzip (...) besteht darin, dass jedes Mal, wenn wir den­ken, unserem Bewusstsein irgendein Gefühl, ein Bild, ein Begriff oder eine andere Repräsentation gegenwärtig ist, die als Zeichen dient. Aber es folgt aus unserer eigenen Existenz (die durch das Auftreten von Unwissenheit und Irrtum bewiesen wird), dass alles was uns gegenwärtig ist, eine Ma­nifestation unserer selbst als Erscheinung ist. (...) Wenn wir denken, er­scheinen wir selbst, so wie wir in diesem Moment sind, als ein Zeichen."62 In negativer Form - als „Unvermögen" - könnten wir diese Aussage so zusammenfassen: Es ist dem Menschen unmöglich, ohne Zei­chen denken zu können. Aber jedes Zeichen existiert nur innerhalb eines begrifflichen Systems, das aber kulturell bestimmt, festgelegt und überliefert, mir als gegebenes gegenwärtig ist. Ich kann den In­halt meiner Überzeugung nicht ohne eine Form denken, d.h. dieser wird immer von meiner Kultur bestimmt sein, er existiert in keiner kulturunabhängigen, puren Form auf der Erde. Würde dann diese Grundgegebenheit eine Einladung dazu bedeuten, dass die Kirche selbst zu einem Zeichen wird und zulässt, dass sie als Zeichen von den anderen Kulturen angenommen, interpretiert wird? Wäre das eine neue Art und Weise des Dialogs: Werde nicht ich derjenige sein, der alles übersetzt, was zu sagen ist, sondern sollte ich viel­mehr zum Zeichen werden und die Arbeit der Übersetzung dem Adressaten der Botschaft überlassen? Sollte unser Weg nicht die dialektische, sondern die Zeugnis ablegende, Zeichen aufzeigende Kommunikation sein? Gibt es eine solche Situation, wo man keine Übersetzung benötigt? Wenn die Kirche mit der Kultur dialogisiert, die sie bestimmt, die ihren konkreten Kontext bildet, ist die Situation viel einfacher, als im ersten Fall. Trotzdem kann man mit Recht die Frage stellen, ob eine solche Lage eigentlich noch gegeben ist? Können wir noch be­haupten, dass wir selbst in Europa, wo wir, Christen, zuhause sind, auf der Basis des gleichen sprachlichen Kodex63 reden wie die 62 PEIRCE, C. S., Einige Konsequenzen aus vier Unvermögen, in Id., Schriften I. Zur Entstehung des Pragmatismus (Hrsg, und mit Einführung von APEL, K.-O.), Frankfurt a. M. 1967, 184-231, 189.

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