Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

DER GEIST GOTTES IN DER WELT DER KULTUREN 319 die Enzyklika Ecclesiam suam von Papst Paul VI.). Ein besonderes Feld des Dialogs stellt die (inter)kulturelle Kommunikation dar. Ihr innerer Kraftgeber und Vollzieher ist der Geist Gottes selbst, der Geist der Kommunikation und des Dialogs. Trotzdem müssen wir an dieser Stelle einige kritische Anmer­kungen machen, da das Glaube-Kultur-Verhältnis nie ganz exakt mit dem Schema des (interkulturellen) Dialogs zu modellieren ist. Wir müssen die theologischen Grundbedingungen (und natürlich auch die Aufgaben) eines Dialogs des Glaubens mit den Kulturen klar sehen können. 1) Ad subjectum (sive mittentem sive recipientem) Es wurde schon vorher gesagt, dass der interkulturelle Dialog nur in einem übertragenen, analogen Sinn Dialog zu nennen ist - im strickten, engen Sinn ist er es ja nicht. Die Kulturen können nämlich nicht selbst als Subjekte dialogisieren; sondern nur Men­schen, die zu bestimmten Kulturen gehören. Im Fall des Zwiege­sprächs von Kirche und Welt der Kulturen ist die Situation noch­mals komplexer, da die Kirche keine Kultur ist und die Kirchenan­gehörigkeit die kulturelle Zugehörigkeit der menschlichen Person nicht determiniert.56 Also muss die Aussage, dass die Kirche und die Kultur im Dialog stehen, mit Umsicht behandelt werden. Von der Seite der Kirche: Der Kirche muss bewusst sein, dass ihr Glaube kein kulturelles, aber ein kulturell bestimmtes Faktum ist, weshalb der Dialog der Kirche mit der Kultur auch den Dialog der die Kirche bestimmenden Kultur mit einer anderen (in einigen Fäl­len mit der gleichen) Kultur bedeutet. So steht dieses Zwiegespräch gerade in der Mitte des kulturellen Pluralismus. Daneben muss der Kirche bewusst sein, dass die Kultur nie auf der gleichen Weise dia- logs(un)fähig ist, wie sie. Einerseits existiert die Kultur in einer kir­chenähnlichen Form nicht - es gibt kein Kanon, kein Credo, kein Lehramt, keine sich auf einem geteilten Bekenntnis ruhende Com­56 Es gab Zeiten, wo man im Gegenteil behauptet hat, dass man mit der Taufe auch die europäisch-christliche Kultur annehmen müsse. Die Propagandakon­gregation hat diese Position bereits im Jahre 1659, im Dokument Ad exteros zurückgewiesen, wo behauptet wurde: „ Was ist absurder als Frankreich, Spa­nien, Italien oder irgendein anderes Land Europas in China einzuführen? Nicht dies, sondern den Glauben sollt ihr bringen.“ - zitiert nach: MÜLLER, K., «Inkulturation», in Lexikon Missionstheologischer Grundbegriffe (Hrsg, von Müller, K. - Sundermeier, T.), Berlin 1987, 176-180, 177.

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