Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

316 Cs. TÖRÖK Chardin. Sein Modell wurde hauptsächlich christozentrisch er­arbeitet. Wenn wir aber das evolutive Modell pneumatozen­trisch auffassen, dann tritt die überbiologische Entwicklung des menschlichen Geistes ganz eindeutig und klar vor unsere Augen. Am Ende erscheinen neue Formen der menschlichen Gesellschaft, die uns befähigen, die engen Grenzen des Selbst­zweckes und des praktischen Egoismus' zu überschreiten, da­mit wir die Schwachen, Stimm- und Machtlosen annehmen.43 Trotzdem bleibt diese Entwicklung weiterhin unausreichend, da unsere Kulturen sehr oft in die Richtung des Wertverlustes, des Egoismus', des Konsumismus' tendieren.44 Die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Geistesgegenwart wird eben in diesen Hinsichten ganz greifbar und essentiell. Man kann sich am Ende dieser Liste fragen: Können wir wirk­lich sicher sein - falls diese Werte zustande kommen -, dass sie ein Hinweis für die wirkliche Präsenz des Geistes sind? Die Antwort wird von Jesus im Johannesevangelium formuliert: „Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren zsf."45 Die Welt ist voll mit solchen Realitäten, die mit den Augen des Glau­bens gesehen eindeutig auf den Heiligen Geist hinweisen, auch wenn sie auf einem unerwarteten Ort, in einer unerwarteten Zeit, auf eine besondere Weise auftauchen. Der Gläubige spürt in ihnen die Kraft des Geistes, ohne dass er das wie, warum und woher erklä­ren könnte. Das ist der Grund, warum man keine exakte, geschlos­sene und endgültige Aufzählung der Zeichen der Geistesgegenwart in der Welt geben kann. Wir stießen uns an der zweiten Frage an dieser Stelle: Wie könn­te man eine zuverlässige Kriteriologie der Zeichen des Geistes fest­stellen? Es ist in der Wirklichkeit nichts anderes, als eine spezielle Art und Weise das große Thema der „Unterscheidung der Geister"46 zu lesen und auszulegen, auch wenn es in diesem Kontext anders­43 Siehe HILBERATH, H. J., Pneumatológia, 578. 44 Siehe BAUDRILLARD, J., La société de consommation: ses mythes, ses structures, Gallimard, Paris 1979. 45 Joh 3,8. 46 Vgl. 1 Joh 4,1-6.

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