Folia Theologica 18. (2007)
Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis
DER GEIST GOTTES IN DER WELT DER KULTUREN 313 zu ihrem Ziel geführt wird. Die Vollkommenheit der Schöpfung besteht in der vollen Verwirklichung der göttlichen Liebe, die dank dem Heiligen Geist in die Welt eintritt, so dass das Geschöpf mit seinem Schöpfer Gemeinschaft bilden und an das göttlich-ewige Leben teilhaben kann.33 Die pneumatologische Neubewertung und Neuformulierung des kirchlichen Selbstbildes, der christlichen Identität war eine conditio sine qua non, um dieses Grundgesetz des Seins, der erschaffenen Existenz, der Angewiesenheit an die Trinität wahrnehmen zu können. Dadurch wurde es aber ermöglicht, dass die Kirche, die Glaubensgemeinschaft ihre Beziehung zur Welt, zur Kultur neu versteht und neu deutet.34 Dies führt zur folgenden Aussage: „Im Glauben daran, dass es vom Geist des Herrn geführt wird, der den Erdkreis erfüllt, bemüht sich das Volk Gottes, in den Ereignissen, Bedürfnissen und Wünschen, die es zusammen mit den übrigen Menschen unserer Zeit teilt, zu unterscheiden, was darin wahre Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes sind. Der Glaube erhellt nämlich alles mit einem neuen Licht, enthüllt den göttlichen Ratschluss hinsichtlich der integralen Berufung des Menschen und orientiert daher den Geist auf wirklich humane Lösungen hin. Das Konzil beabsichtigt, vor allem jene Werte, die heute besonders in Geltung sind, in diesem Licht zu beurteilen und auf ihren göttlichen Ursprung zurückzuführen. Insofern diese Werte nämlich aus der gottgegebenen Anlage des Menschen hervorgehen, sind sie gut. Infolge der Verderbtheit des menschlichen Herzens aber fehlt ihnen oft die notwendige letzte Ausrichtung, so dass sie einer Läuterung bedürfen."35 Welche sind dann die Werte, die aus der Geistesgegenwart stammen? Welche sind die Zeichen der Geisteswirkung in der Welt? Wir können die wichtigsten Punkte folgenderweise zusammenfassen36: 33 Vgl. PANNENBERG, W., Rendszeres teológia, vol. 1, 323. 34 Die Welt und die Kirche sind von dem gleichen Geist durchdringt, aber die Art der Geistesgegenwart ist doch verschieden. Das Drama der Welt kann auch als die Ablehnung dieser pneumatologischen Grunddimension verstanden werden. 35 GS 11. 36 Wir berufen uns - mutatis mutandis - an: HILBERATH, H. J., Pneumatoló- gia, 573-575.