Folia Theologica 18. (2007)
Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis
312 Cs. TOROK Pneumatologie war inzwischen ganz in Vergessenheit geraten: Wir denken an das Faktum, dass der Heilige Geist durch den Schöpfungsakt Gottes, die göttliche Vorsehung und Konkurs, schließendlich die endzeitliche Vollkommenheit auf eigener Weise in dem ganzen geschaffenen Kosmos gegenwärtig ist. Dieser Aspekt wird eine zentrale Rolle in der Theologie Martin Luthers spielen, wo der große Reformator eben in dieser Geistesgegenwart die Begründung des Bestehens der Welt sieht, es ist nämlich der Geist, der sich durch seine Wirkung den die Welt in das Chaos zurückziehenden Mächten widersetzt. So können wir seine theologische Formel in rechter Weise verstehen: „duplex Spiritus: animans et sanctificans"27. Diese Sicht ist ein Grundstein der protestantischen Pneumatologie, wo die Aufrechterhaltung des Kosmos der Gegenwart und Gnade des Heiligen Geistes zugeschrieben wird.28 Diese Wirklichkeit wird in der kalvinistischen Theologie „allgemeine Gnade" genannt. Der Heilige Geist ist überall in der Welt gegenwärtig, deren Ordnung, Struktur und Finalität als Frucht des Wirkens des Geistes zu verstehen ist. Der Schöpfungsakt wird durch den Geist also nicht nur erhalten, sonder auch vollzogen, so dass man in der Weltordnung (bis zur Welt der Politik) das Gnadenwirken der dritten göttlichen Person wahrnehmen kann.29 Der katholischen Kirche musste es erneut bewusst werden, dass der Geist - mit den Worten der Heiligen Schrift - mit „wunderbarer Vorsehung den Lauf der Zeiten leitet"30. Diese unaufhörliche Geistesgegenwart, die in der Schöpfung wirkt, die Wege der Zeiten lenkt, bringt eine gewisse vorrevelatorische, vorchristliche31, essentielle und grundlegende Geistesangewiesenheit der ganzen Welt zum Ausdruck.32 Es wird nur und ausschließlich dank dieser wirkenden pneumatologischen Präsenz möglich, dass die Welt mit Gott in Verbindung steht und eben in dieser Verbindung belebt, erhalten und 27 LUTHER, M., Tischrede, 5817; zitiert in Hilberath, H. J., Pneumatológia, 575. 28 Siehe BEINTKER, M., Creator Spiritus. Zu einem unerledigten Problem der Pneumatologie, in EvTh 46 (1986), 12-36. 29 Siehe HILBERATH, H. J., Pneumatológia, 575. 30 Vgl. GS 26. 31 Wir denken an eine heilsökonomische, und keine chronologische Priorität. 32 Vgl. PANNENBERG, W., Der Geist des Lebens, in ID., Glaube und Wirklichkeit. Kleinere Beiträge zum christlichen Denken, Kaiser, München 1975, 31-56, 39.