Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

DER GEIST GOTTES IN DER WELT DER KULTUREN 311 scher Sicht. Diese Untersuchung weist zwei fundamentale Schichten auf: eine innerkirchliche und eine außerkirchliche. Die erste Schicht führt zur Frage, wie sich die „transzendentale Subjektivität des Geistes" (Y. Congar) in der Kirche verwirklicht, die zweite soll die Evidenz dieser Geistesgegenwart in der Kirche-Kultur-Beziehung, vor allem im Eintrittsprozess des kirchlich vermittelten Glaubens in die Ver­schiedenheit der menschlichen Lebenswelten hervorheben. Wenn man eine aufmerksame Untersuchung des Geistesbegrif­fes des Alten Testamentes durchführt, wird man sehen, dass der göttliche Geist als Quelle alles Lebens, aller Existenz dargestellt wird - wo es Leben gibt, da weht der Wind des göttlichen Geistes. Daher entsteht eine eigenartige Geschichts- und Weltanschauung in der jüdisch-christlichen Kultur.. „Wenn wir uns zur Bibel wenden, können wir sehen, dass der Heilige Geist schon vom Anfang an bis zur endzeitlichen Erfül­lung unaufhörlich Sorge für alles trägt, das körperlich und ge­schichtlich ist: Er belebt den Kosmos, er weilt in einem Volk so­lange, dass er sich über einem konkreten menschlichen Körper, über dem von Christus nicht beruht; am Pfingsttag wird er über «alle Körper» ausgegossen (Apg 2,17), und er wird schliesslich die «Erlösung des Körpers» wirken (Röm 8,23). Er ist wirklich die Kraft Gottes, die die Geschichte formt; durch seinen Hauch wird alles verwandelt: Der zerbrochene Körper des Gekreuzigten wird zum glorreichen Körper des Auferstandenen, das menschli­che Wort übersetzt das göttliche Wort, das Brot wird zum Leib Christi, die Kirche zur Antizipation des Reiches, die Welt zur wiederhergestellten Durchleuchtung der Heimat.“25 Man musste natürlich das Gnadenwirken des Heiligen Geistes ganz neu auswerten, dass solch eine theologische Beschreibung möglich wird. In den letzten Jahrhunderten der westlichen Theolo­gie wurde nämlich die wirkende Geistesgegenwart ganz institutio­nalisiert aufgefasst, und (fast) ausschließlich der sichtbaren Kirche zugeschrieben.26 Die schöpfungstheologische Grunddimension der 25 LAMBIASI, F., Spirito Santo. 2. Spirito e chiesa, in Dizionario di teológia fondamentale (Hrsg. Latourelle, R. - Fisichella, R.), Cittadella, Assisi 1990, 1172-1175, 1176. 26 Es wird besonders in der Deutungsgeschichte der Formel „extra Ecclesiam nulla salus“ klar, die zur Ablehnung der radikalen Interpretation in der Mitte des 20. Jahrhunderts führte.

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