Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

306 Cs. TOROK lange man die innerkirchliche Kommunikation nicht fördert und möglich macht, ist es sinnlos, von dem außerkirchlichen Dialog zu reden. 4. Die neue Interpretation der hierarchischen Anschauung. Die größte Schwierigkeit in der Förderung des Dialogs ist öfter das Missverstehen der hierarchischen Anschauung. Obwohl die communio das Primäre, das Substantiv in der berühmten Formel des II. Vatikanischen Konzils hierarchica communio ist, und das Adjektiv hierarchica davon abhängt, bleibt weiterhin unsicher, ob in der Praxis der Kirche die communio-Anschau­ung nicht nur eine schön klingende, poetische Metapher, son­dern auch die Wirklichkeit ist. Eine sehr wichtige Bedingung ist dazu die Neuinterpretation der Hierarchie in dem Sinne des II. Vatikanums, der Grundkategorie der Kollegialität. 5. Die unbefriedigende Äquivozität. Die hierarchische Anschauung führt zu einem realen non sense: Wenn wir alles der einen Hier­archie unterordnen wollen, bestätigen wir damit implizit das Vorhandensein einer radikalen Äquivozität in allen Dimensio­nen des menschlichen In-der-Kultur-Seins, dessen Existenz mehr als fraglich ist. Die Kulturanalyse wollte schon immer - in Folge der Ergebnisse der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts und der Durchbrüche der Kulturtheorie im 20. Jahrhundert - den so genannten Monokulturalismus (die radikale kulturelle Äquivozität) überschreiten, so dass man anerkennt, dass die übertriebene Einheitsanschauung uns unfähig macht, die kul­turelle Autonomie und die spezifische Werte der verschiede­nen Kulturen anzuerkennen und in Ehren zu halten. 6. Die neue Interpretation der innerkirchlichen Relationen. Die vorherigen Punkte zeigen die Notwendigkeit eines erneuer­ten Verständnisses der innerkirchlichen Beziehungen. Es gibt nämlich eine ganz eigentliche, in der Praxis sich verbreitende Interpretation der Lehre des mystischen Christus-Leibes: Als ob Europa das Haupt, und die Lokalkirchen der weiteren Kontinente die unterordneten Glieder des Leibes wären. Die­se - nie expressiv formulierte - Vision führt öfters dazu, dass in konkreten Fällen - Lebensstilmodelle in verschiedenen Kulturen für Priester, Ordensleute und Laien, die Entstehung von lokalen Riten, die manchmal gewaltige Durchführung

Next

/
Thumbnails
Contents