Folia Theologica 18. (2007)

Csaba Török: Der Geist Gottes in der Welt der Kulturen. Pneumatologische Akzente im Glaube-Kultur-Verhältnis

DER GEIST GOTTES IN DER WELT DER KULTUREN 303 zeitlich-epochale Kategorisierung kaum noch möglich. Aber dies bedeutet nur die eine Seite der schwierigen Fragestellung, da wir nicht nur Kulturdeutungen, sondern auch das (Selbst)Verständnis des Glaubens in Betracht nehmen sollen. Die eine kann ohne die andere nie die hermeneutisch-weltanschauliche Matrix des Glau- be-Kultur-Verhältnisses bestimmen. Aufgrund dieser Aussagen können wir die Grenze zwischen dem pragmatisch-ethischen Paradigma (typisch für die großen ka­tholischen Missionen in der modernen Zeit oder für das 19. Jahr­hundert) und das Christozentrische (die Inkulturation) in einem Übergang von der Praxis in die Theorie sehen. Die pragma­tisch-ethische Fragestellung und die daraus entstehenden Antwor­ten zeigen uns eine gewisse Präreflexivität, da die Beziehung zwi­schen dem Glauben und der Kultur (der materialen Welt) haupt­sächlich als ein praktisches Problem auftaucht. Daher sind die bei­den möglichen Fragen folgende (die zweite folgt der erste nicht nur chronologisch, sondern auch logisch): 1. Das Problem wird auf die Konkretheit des kirchlichen Lebens reduziert (pragmatische Reflexion). 2. Das Problem wird in dem Kontext der Ethik verstanden, so dass im Mittelpunkt die menschliche Freiheit und ihre mögliche Ver­wirklichung steht, wodurch die Praxis des Glaube-Kultur-Ver- hältnisses bestimmt wird (ethische Fokalisierung). Als das Christentum verstand, dass das Glaube-Kultur- Verhältnis nicht einfach als Beziehung von Geist und Materie betrachtet wer­den kann, führte es zu einem Umbruch. Einerseits existiert der Glau­be selbst in materialen Dimensionen, andererseits bewahrt jede ein­zelne Kultur ihre Identität und wichtigen Grundwerte in ihrer geist­lichen Tiefendimension auf. Einerseits ist der kirchliche Glaube in seinen menschlichen, konkreten und kulturell bestimmten Formen nicht universal, andererseits sind die Kulturen keine Größen, die nur partiale und materielle Werte haben. Diese Kenntnisnahmen, zu denen die kulturanthropologischen Entwicklungen und geschichtlichen Ereignisse des 19. und des 20. Jahrhunderts die Kirche führten, machten es klar und eindeutig, dass man das Glaube-Kultur-Verhältnis betrachtend nicht nur eine praktische, sondern auch eine theoretische Stellungnahme treffen muss. Die kulturelle und ideale Reifung hat ein starkes Echo in der

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