Folia Theologica 17. (2006)

László Gruber: Über die Theologie des Priestertums von Papst Johannes Paul II.

46 L. GRUBER Im Hintergrund der Formulierung in PDV 29 von Johannes Paul II. (d.h. dass es zwischen dem Zölibat und dem Weihesakrament eine objektive Bindung besteht) besteht letzendlich die neuartige Deutung der Weihe: der Papst erweitert die traditionelle und die auch von dem II. Vatikanischen Konzil vertretene Theologie des Priestertums mit einem auf alle Fälle neu zu nennenden, essentiel­len Element, demnach der Priester durch das Weihesakrament nicht nur Christus, dem Oberhaupt der Kirche und dem Oberhirten ganz ähnlich wird (er konfiguriert sich mit ihm), sondern auch Christus, dem Bräutigam der Braut-Kirchcu. Dieser Fakt hat eine entscheidende Konsequenz für das priesterliche Dasein und das Le­ben selbst: „Das Sich-Schenken Christi an die Kirche als Frucht sei­ner Liebe ist gekennzeichnet von jener ursprünglichen Hingabe, die dem Bräutigam gegenüber der Braut eigen ist (...). Jesus ist der wahre Bräutigam, der der Kirche den Wein des Heils darbietet (vgl. ]oh 2,11). (...) Die Kirche ist der Leib, (...) aber sie ist auch die Braut, die als neue Eva aus der geöffneten Seite des Erlösers am Kreuz er­wächst: Darum steht Christus 'vor' der Kirche, 'nährt und pflegt' sie (Epli 5,29) durch die Hingabe seines Lebens für sie. Der Priester und Zeit entsprechend festgelegt, welchen Anforderungen die Kandidaten entsprechen müssen, um geeignet zu sein für den Dienst in der Kirche. Vgl. n. 15. Paulus VI. wiederholt an dieser Stelle die Feststellung der II. Vatikani­schen Synode, nach der „das Zölibat sich als Anforderung nicht aus der Na­tur des Priestertums ergibt, wie es auch die Tradition in der Urlcirche und den Ostkirchen belegt (non exigitur quidem a sacerdotio suapte natura, uti appa­ret ex praxi Ecclesiae primaevae et ex traditione Ecclesiarum orientalium)“ (n. 17.). Der Papst spricht, um das in der lateinischen Kirche gültige und auch weiterhin in Gültigkeit bleibende Zölibat zu begründen, über dessen christo- logische (nn. 19.-25.), ekldesiologische (nn. 26.-32.), sowie eskatologische Bedeutung (nn. 33.-34.) 1 1 Vgl. PETRA, B., Preti sposati, 131. Auch PO 16 verwendet dem PDV ähn­lich die Verlobtenterminologie, aber es tut es nicht für den Dienstpriestertum, sondern nur um dadurch die Person des Bräutigams-Christus, das Verhältnis Christus und Kirche zu definieren. Die Priester bezeugen also durch ihr Zöli­bat „vor den Menschen, daß sie sich in ungeteilter Hingabe der ihnen anver­trauten Aufgabe widmen wollen, nämlich die Gläubigen einem Mann zu ver­mählen und sie als keusche Jungfrau Christus zuzuführen; so weisen sie auf jenen geheimnisvollen Ehebund hin, der von Gott begründet ist und im ande­ren Leben ins volle Licht treten wird, in welchem die Kirche Christus zum einzigen Bräutigam hat.“ Dies ist also auf alle Fälle ein merkbarer Unter­schied zwischen der innerer Logik bzw. der Terminologie der beiden Doku­mente.

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