Folia Theologica 17. (2006)

Ciril Sorč: Gott und das Leid bei Hans Urs von Balthasar

220 c. sorC des Paradoxes, das die Logik der Liebe Gottes offenbart: Das Ende des Todes wird zum aussagenden Mittel der unendlichen Liebe.64 Balthasar betont mit recht: „Der Verzicht auf die ,Gottgestalt' und Annahme der ,Knechtsgestalt' mit all ihren Folgen bringt keine Selbstentfremdung in das dreieinige Leben Gottes hinein: Gott ist göttlich genug, um durch Menschwerdung, Tod und Auferstehung in einem wahren und nicht nur einem Schein-Sinn das zu werden, was er als Gott je schon ist."65 So ist das Kreuz Christi Ausdruck ei­ner den Menschen zugewandten, kenotischen Liebe Gottes. Dabei ist zu betonen, dass Gott sich als ein „Gott der Lebenden" offenbart und erwiesen hat, als ein Gott des Lebens gerade im Ereignis des Todes des Jesus von Nazareth. „Wenn Balthasar davon spricht, dass die Sünde durch den vor­zeitlichen Beschluss zu Menschwerdung und Kreuz immer schon überholt ist, so nur im Blick auf die konkrete Geschichte Jesu von Nazareth, in der sich dieser Beschluss je-jetzt verwirklicht und voll­zieht. Gott ist der Je-schon-Versöhnte, nicht aber weil er ohne die Sünde des Menschen ernst zu nehmen, 'immer schon', das heißt als Liebe, versöhnt wäre, sondern weil er das Nein der Kreatur so ernst nimmt, dass er es, weil ewig gegenwärtig, je-schon in sich selbst eingelassen und im Osterereignis versöhnt hat".66 Der ewige Entschluss Gottes, den Sohn preiszugeben, schließt das „Jetzt und Nun" des geschichtlichen Kreuzes nicht aus. Im Gegenteil: er ist im Blick auf den geschichtlichen Tod Jesu, in dem er sich je-jetzt ver­wirklicht und vollzieht, gefasst. Aussagen haben also keine Depo- tenzierung des geschichtlichen Heilsereignisses im Sinn. Es geht ih­nen vielmehr um den Ausgangspunkt der geschichtlichen Heilser­eignisse sichtbar zu machen. Das von Ewigkeit im Herzen der Trini­tät aufgerichtete Kreuz bedeutet nicht eine Depotenzierung der Heilsgeschichte. Das „Immer-schon-Vorweg" der Unterfassung, von dem Balthasar spricht, darf also nicht anders denn als protolo- gischer Aspekt des geschichtlichen Ereignisses, in dem sich der ewi­64 Vgl. TD IV, 218-222; 223-243; P.MARTINELLI, La morte di Cristo come rivelazione dell'amore trinitario. Nella teológia di Hans Urs von Balthasar, 335-366. 65 H. U. V. BALTHASAR, Theologie der drei Tage, 201. 66 Th. R. KRENSKI, Passio caritatis, 288; vgl. 284-292.

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