Folia Theologica 17. (2006)

Ciril Sorč: Gott und das Leid bei Hans Urs von Balthasar

210 C. SORŐ Balthasar sieht die Kenőse als einen gemeinsamen Nenner des Seins der Trinität sowohl in ihrem inneren Sich-Schenken als auch in ihrem Sich-Schenken nach außen hin. Die Gründe für die Wir­kung des erlösenden Dramas, das ihren Höhepunkt im Mysterium paschale erreicht, entdeckt Balthasar im ewigen Ursprung, dem dreieinigen Gott. Das, was sich im göttlichen erlösenden Eingrei­fen in die Geschichte verwirklicht, hat sein Fundament darin, was in Gott selbst auf analoge Weise geschieht. Das Schenken, Entlee­rung, Opfern, Entfernen, vor allem aber die Perichorese und Kenő­se sind zu allererst im trinitarischen Sein Gottes selbst verwirklicht und erhalten von dort aus seine volle Bedeutung. Lösel widerspricht Balthasars Verständnis der Urkenose, da die­se Gott vor der Erscheinung oder dem „nachträglichen" Eintritt des Bösen in Gott bewahrt: „Gott kann das Risiko der Liebe zur Schöp­fung nämlich nur dann eingehen, wenn dieses Risiko in Ewigkeit innertrinitarisch „abgesichert" ist. Gott könnte nicht riskieren, eine Schöpfung ins Leben zu rufen und ihr gegenüber seine unendliche Liebe unter Beweis zu stellen, wenn die Möglichkeit eines sündigen Neins der Schöpfung zu Gott nicht zuvor durch das liebende Ja des Sohnes zum Vater „unterfangen" wäre. Der biblische Gott, der sich in Schöpfung, Erlösung und Vollendung an die Schöpfung bindet, hat sich bei Balthasar schon im Voraus innertrinitarisch rückversi­chert. Gottes Liebe ist bei Balthasar keine rückhaltslose Liebe für die Schöpfung mehr."33 34 Dabei muss ich sagen, dass ich Balthasars Ke­nőse und das aus dieser ausgehendes „Unterfangen" nicht als „Ab­sicherung", die die Kraft des Übels und der Sünde verringern wür­de, verstehe, sondern als Realität, die die noch größere Kraft der Lie­be Gottes betont (ja, eine Über-Größe)! Balthasar hat einen Weg gefunden, „die immanente Trinität so als den Grund des Weltprozesses (bis hin zur Kreuzigung) zu deu­ten, dass sie weder, wie bei Karl Rahner, als ein formaler Selbstver­33 H. VORGRIMLER, Hans Urs von Balthasar - 100 Jahre, in: Stimmen der Zeit 8 (2005) 528; M. IMPERATORI, H. U. von Balthasar: una teológia drammatica della storia. Per un discernimento dialogico nella modernità, Pontificio Seminario Lombardo, Roma 2001, 573-576; M. SERRETTI, Il mi- stero della eterna generazione del ftglio. Attraverso I'opera di Hans Urs von Balthasar, Roma 1998. 34 St. LÖSEL, Kreuzwege, 179.

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