Folia Theologica 17. (2006)
Ciril Sorč: Gott und das Leid bei Hans Urs von Balthasar
204 c. sorC und beider in ihm, eine totale gegenseitige Hingabe und Zuneigung der Göttlichen Personen, die sie in einem Wesen subsistieren läßt. So ist diese innertrinitarische Hingabe die Ur-Kenosis, Ursprung und Vorbild aller liebenden Hingabe Gottes, auch in der au- ßertrinitarischen, das heißt in seiner Schöpfung, in ihrer Erlösung und ihrer Heiligung zu finden.17 "Die Liebe Gottes hat schon immer vorweg alles Weltleid unterfasst."18 So darf die Kenőse auch nicht auf Menschwerdung, Leiden und Tod Jesu Christi reduziert werden, weil sie den Grundvollzug des Dreieinigen göttlichen Lebens ausmacht. Balthasar ausdrücklich betont, dass die Quelle und der Urheber der Kenőse der Vater selbst ist. So ist unser Autor nicht weit von der Auffassung der östlichen Theologie. Wenn das Wesen Gottes die Liebe ist, ist diese, die die Einheit diktiert; die Einheit, die so eine „liebende Einheit" ist. Die Liebe macht die Trinität geltend, die nicht in einen Triteismus zerfällt und jeden Diabolismus überwindet. Nur innerhalb dieser Einheit kommen die Kenőse und die Perichorese zur Geltung.19 Die Liebe verlangt nach Personen und nur innerhalb dieser Wirklichkeit können wir über die Kenőse und Perichorese sprechen. Das erlösende „pro nobis" gründet im „pro alio", in der innertrinitarischen „Pro-existenz". Die Kenőse und Perichorese sind aufeinander ausgerichtet: Die Kenőse ist Konkretisierung der Perichorese und die Perichorese ist in ihrer Applikation kenotisch. Bei Balthasar ist gerade die Perichorese die Voraussetzung für die Kenőse. Wenn die Perichorese die Einheit und die Verschiedenartigkeit der Personen Gottes, die sich in allem schöpferisch-erlösenden Wirken Gottes offenbart, besser zum Ausdruck bringt, eröffnet die Kenőse umsomehr die Reichweiten, die durch den dreifältigen Gott ermöglicht 17 Hören wir zu den Worten von Sergei Bulgakow: „La paternità è infatti la forma di amore in cui l'amante vuole essere se stesso, non in sé, ma fiiori di sé, per dare il proprio io a quell'altro io ... Questa forza generatrice è estasi dell'uscita da sé, come un'autoannichilamento che è nel contempo realizza- zione di sé mediante quel generare“ (S. N. BULGAKOW, L'agnello di Dio: Il mistero del Verbo incarnato, Città nuova, Roma 1990, 154). 18 BALTHASAR, Die Antwort des Glaubens, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 2005 (Neuausgabe), 101. 19 Vgl. TD IV, 83-86; 104-105 und anderswo. Vgl. J. E. LINAHAN, Kenosis: Metaphor of Relationship, in: J. HAERS & P. DE MEY (ed. by), Theology and Conversation, Peters, Leuven University Press 2003, 299-309.