Folia Theologica 17. (2006)

Ciril Sorč: Gott und das Leid bei Hans Urs von Balthasar

202 C. SORC mit der Welt als Vater, Sohn und Hl. Geist „beschäftigt", und dies für sein Heil - so hat das Dogma über die Dreieinigkeit in aller Tiefe eine Bedeutung für die Erlösung; b) dass nicht dieses Beschäftigen mit der Welt erst dieses ist, das in ihm die Liebe „wecken" würde, als ob sie erst in der Schöpfung ihr „Du" und „Gegenüber" erhalten würde, sondern dass Gott schon in seiner Transzendenz, in sich selbst Liebe ist.9 Die Theologie Balthasars lehnt sich an Johannes10 an: er geht bis zum präexistenten Logos und alles andere spielt sich in diesem Kontext ab. Das österliche Geheimnis ist das Entfalten des in Gott von Ewigkeit verborgenen Geheimnisses und seine Er­füllung. Gott als den Dreieinigen zur Sprache zu bringen, ihn als das „al­les bestimmende Geheimnis" der göttlichen Dreieinigkeit zu den­ken, das hieß für Balthasar, Gott als die Liebe zu denken, die er ist (und nicht nur hat\), ihn aufgrund seiner Selbstoffenbarung im fleischgewordenen Logos, ihn im Geiste Jesu Christi, dem göttli­chen Pneuma, als den aus Liebe und als die Liebe sich selbst Mittei­lenden zu denken. Die Trinität muss nach Balthasar überall dort ge­dacht werden, wo ein freies Gegenüber von Gott und Welt, unend­licher und endlicher Freiheit begriffen werden soll, wie dies das Anliegen der 'Theodramatik' ist.11 Die Struktur der immanenten Trinität selbst bildet die grundlegende 'Sphaere der Vorausset­zung1, von der her Gott sich in absoluter Freiheit und Liebe zu einer endlichen Schöpfung hin entschließen kann, ohne dieser bedürftig zu sein. Gott ist in sich schon allem vorweg das 'Eschaton absolu­tum1, die uneinholbare Erfülltheit in sich selbst.12 Balthasar hat Er­9 Vgl. H. U. V. BALTHASAR, TD II/2, 466; vgl. auch Michael ALBUS, Die Wahrheit ist Liebe: Zur Unterscheidung des Christlichen nach Hans Urs von Balthasar, Herder, Freiburg-Basel-Wien 1976. 10 Vgl. M. OUELLET, Die Botschaft der Theologie Hans Urs von Balthasars an die neuzeitliche Theologie, in: Vermittlung als Auftrag. Symposion zum 90. Geburtstag von Hans Urs von Balthasar, Johannes, Freiburg 1995, 180-185. 11 Vgl. S. PONGA, La dramatique trinitaire de la révélation et du salut chez H. U. von Balthasar, in: Nouvelle revue théologique 124 (2002) 549-564. 12 Dieser Ansatz einer absoluten Theologie stellt Balthasar vor das Problem der absoluten Philosophie Hegels: In welcher Weise kann angesichts eines abso­luten, bedürfnislosen Gottes noch von endlicher Freiheit gesprochen werden? Rückt Balthasar mit dieser Problemstellung auch in die Nähe Hegels, so ist er gerade im Bemühen um eine authentisch christliche Lösung dessen schärfster Opponent. Der theologische Ort, wo ein wahres Miteinander von göttlicher

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