Folia Theologica 17. (2006)
Ciril Sorč: Gott und das Leid bei Hans Urs von Balthasar
GOTT UND DAS LIED BEI H. U. VON BALTHASAR 201 ganz zu den Ursprüngen, die sich in Gott selbst befinden, geht. Alle Eingriffe Gottes in die Geschichte der Erlösung haben ihre Wurzeln im trinitarischen Leben Gottes. Wir werden versuchen Balthasar dorthin zu folgen, wohin er sich selbst mit Angst und Achtung begibt: „Was negative ("philosophische") Theologie verbietet, scheint die Oikonomia in Christus zu fordern: jenseits von beidem, aber von beidem her sich vortastend, erahnt der Glaube das Geheimnis aller Geheimnisse, das als der unergründliche Grund für die Möglichkeit der weltlichen Heilsgeschichte angesetzt werden muss."5 „Gottes Dreieinigkeit: Fons totius theologiae" „Gottes Dreieinigkeit: Fons totius theologiae" ist das Kernstück der Theologie Hans Urs von Balthasars. Diesen „Grund-Satz" der Theologie, sagt Werbick, „haben wenige andere Theologen des 20. Jahrhunderts so konsequent ernst genommen wie Hans Urs von Balthasar.6 Balthasar versteht seine trinitarische Theologie als „Theodramatik", d.h. als Explikation, ein nach außen verwirklichtes Erlösungsdrama zwischen der menschlichen und göttlichen Freiheit.7 Dieses Drama überwindet jede unüberwindbare Barriere zwischen der göttlichen Allmacht und der geschichtlichen Kontingenz. Diese Überwindung des „Grabens" (Hiatus) bietet Balthasar mit Hilfe philosophischer Argumente an. Jedoch, betont Balthasar, dass sich die Trinität Gottes erst in der Christologie eröffnet. Den Vater, den Sohn und den Hl. Geist erfahren wir als „Personen Gottes" erst in der Gestalt und dem Handeln Jesu Christi.8 In der Dreifaltigkeit, die sich in Jesu Christi auftat, ist beides offenbart: a) dass sich Gott 5 H. U. V. BALTHASAR, Theodramatik III: Die Handlung (TD III), Johannes, Einsiedeln 1980, 302. 6 Vgl. J. WERBICK, Gottes Dreieinigkeit denken? Hans Urs von Balthasars Rede von der göttlichen Selbstentäußerung als Mitte des Glaubens und Zentrum der Theologie, in: ThQ 176 (1996) 225. Vgl. auch W. LÖSER, Trinitätstheologie heute, in: W. BREUNING (Hrsg.), Trinität, Herder (QD 101), Freiburg 1984, 39. 7 Vgl. J.-H. TÜCK, Der Abgrund der Freiheit, in: M. STRIET - J.-H. TÜCK (Hgs.), Die Kunst Gottes verstehen. Hans Urs von Balthasars theologische Provokationen, Herder, Freiburg-Basel-Wien 2005, 82-116. 8 Balthasars Sicht auf den theologischen Personbegriff finden wir in Theodramatik II. Die Personen des Spiels 2. Teil: Die Personen in Christus (TD II/ 2), Johannes, Einsiedeln 1978, 191-202.