Folia Theologica 16. (2005)

Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 83 stes sowohl über seinen Leib als auch als Macht zur evolutiv-sukzessiven Selbsttranszendenz bis hinein in einen anderen Wirklichkeitsbereich, was an biblisch berichteten Ef­fekten der Entrückung und Verklärung offenbar wird. Zu­dem ist von einer realen und potenzierten Wirkung des Geistes auf das Gehirn und des Gehirns auf den Geist auszu­gehen15 - trotz und gerade aufgrund der relativen und inter­nen Geschlossenheit des Wirklichkeitsbereichs, dem das Gehirn angehört. 4) Die Wahrheit des Menschen ist Jesus Christus als personal ge­stiftete gottmenschliche Union: Das Ziel der eschatologischen Einigung wird durch den menschlichen Geist vermittelt und durch den göttlichen Geist gestiftet, der den sterblichen Leib lebendig macht. Dabei herrscht erneut kein cartesischer Dua­lismus, da der Leib nicht einfach zurückgelassen wird, son­dern positiv als Sphäre und „Gesetz" des Fleisches konnotiert wird. Jede Potenz zur Intelligenz wird durch ihre christologi- sche „Wahrheit" bestimmt, so dass kein intelligenter Geist existiert, der nicht durch sie ausgezeichnet wäre. Zu dieser Wahrheit gehört besonders die eschatologische Vollendungs­und Rekapitulationsdynamik der Geist-Leib-Einheit „Mensch" als Ausdruck des einen Seins als Menschsein16. Auch eine Kl wird durch diese interne Dynamik auszuzeich­nen sein, was ein spezifisches Zeichen des Vorliegens origi­närer, d.h. hier: selbständiger, freier, relativ-unendlicher Intelligenz sein kann. Derart benennt dogmatische Theologie gewisse Bedingungen des Menschseins, unter denen bezogen auf die aktuelle Diskussion besonders die restriktive Repugnanz eines cartesischen Dualismus sowie der intrinsisch anzusetzende „Gott-Kontakt" des Menschen herausragt, der einerseits zur Aussage der ursündigen Schwächung und negativen Destruktion ursprünglich formal als Einheiten auf­zufassenden Bestimmungen des Menschseins, andererseits zu einer 15 Dargestellt bei BRÜNTRUP, G., Das Leib-Seele-Problem. Eine Einführung, Stuttgart (u.a.) 1996 16 WEYL, H., Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften, München 61990, 210, 215, 220

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